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Ausflugtipps in unsere nähere Umgebung – Die Schlösser der Isenburger

 

Schloss Birstein

 

 

 

Fährt man über die B 276 aus südlicher Richtung nach Birstein, kann man das fürstliche Schloss in Birstein schon aus großer Entfernung am Horizont erkennen (auf dem Foto oben in der Mitte). Mitten in den dichten Wäldern des Vogelsberges steht es an exponierter Lage, die eine weite Sicht  ermöglicht und so in früheren Zeiten Freund und Feind schon lange vor der Ankunft in Birstein melden konnte.

 

 

Das Schloss mit dem markanten Turm steht auf einer Basaltkuppe,

die freien Blick in alle Richtungen ermöglicht.

 

 

 

Sah Schloss Birstein von Weitem noch eher wie eine Burg aus, ist man überrascht, wenn man sich vom Dorf Birstein aus dem Schloss nähert, denn erst jetzt erkennt man die wirkliche Größe der Anlage. Das Schloss der Fürstenfamilie von Isenburg in Birstein entwickelte sich kontinuierlich von einer mittelalterlichen Burg zu einem heute sehr repräsentativen Schloss mit drei Innenhöfen, das sicher zu den besterhaltenen Schlössern in Deutschland gezählt werden darf.

Seit Jahrhunderten wird Schloss Birstein von der gleichen Familie bewohnt, ist in sehr gepflegten Zustand, alles ist liebevoll restauriert, der Garten und der große Park fachmännisch betreut. Hier spürt man die Verbundenheit der Fürstenfamilie zu ihrem Besitz, den sie auch heute noch bewohnen.

 

 

Monogramm im vergoldeten, schmiedeeisernen Eingangstor

 

Blick durch den Torbogen des Archivbaus auf das „Neue Schloss“

 

 

Die erste Erwähnung der Burg „Castrum Birsenstein“ datiert in das Jahr 1279. Zum Schutz ihrer umfangreichen Besitzungen hatten die Äbte von Fulda Sicherungsburgen errichten lassen, die als Lehen vergeben wurden. In Birstein waren die Herren von Trimberg Lehensmänner. Durch Kauf, Heirat und Erbfolge gelangten die Herren von Ysenburg-Büdingen 1438 in den Besitz der Burg und nannten sich lange „von Isenburg und Büdingen in Birstein“. Als später durch Erbteilung eine Birsteiner und eine Büdinger Linie der Isenburger entstand, wählten die Grafen von Isenburg-Birstein die Burg Birstein zu ihrer Residenz, während die Büdinger Linie Ysenburg-Büdingen im Schloss Büdingen wohnt. Im Laufe der Zeit wurden ständig Um - und Neubauten hinzugefügt, bis aus der ehemaligen Burg in Birstein ein repräsentatives Schloss entstand. 1744 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand und wieder wurde das Schloss der gestiegenen Bedeutung ihrer Bewohner angepasst.

 

 

Der Archivbau von 1733 bildet den ersten Innenhof, der „Große Hof“, mit dem schönen Brunnen,

der früher einmal in Langenselbold stand

 

Zwischen Neuem Schloss und Archivbau führt eine Kutschendruchfahrt zum Brauhaus

 

Von Westen sieht man den vorgebauten Teil des „Neuen Schlosses“

 

Auf dem Rundweg um Schloss Birstein erkennt man noch deutlich die alte Burg

 

Auch nach Süden schützen trutzige Mauern und steile Wände

 

Im Süden schließt sich der Schlosspark mit den schönen alten Bäumen an.

Vom Schloss führt eine große Treppe in den Park

 

Diese Basaltmauern haben die Jahrhunderte überdauert

 

Der neuere Teil des Schlosses, in dem sich die großen Salons befinden

 

Ein stilvolle Treppe führt in den Park.

Hier wurden schon viele Birsteiner Brautpaare fotografiert.

 

Blick von der Schlossterrasse in den Park

 

 

Der Park ist öffentlich zugänglich und ein erholsamer Ort zu jeder Jahreszeit.

 

Schlosspark-Vertrag gekündigt:

Der Birsteiner Schlosspark wird wohl nicht mehr lange öffentlich zugänglich sein. Alexander Prinz von Isenburg hat den Vertrag mit der Gemeinde Birstein im Dezember 2009 zum Jahresende 2010 gekündigt. Danach wird man den Park und sicher auch das Schloss nicht mehr so einfach besichtigen können. Wirklich sehr schade!

Seit 2012 ist der Park nicht mehr zugänglich!

 

 

Die Größe der ganzen Schlossanlage erkennt man erst richtig, wenn man den Rundweg geht

 

 

Durch die Innenräume des Schlosses, die auch noch privat von der Fürstenfamilie genutzt werden, kann man auch Führungen buchen (fotografieren war hier aber verständlicherweise nicht erwünscht). Am Tag des offenes Denkmals 2008 führte Fürstin Christine von Isenburg-Birstein die Besucher selbst durch das Schloss. Sachkundig und mit ganz viel Wissen über die Bewohner und Besucher des Schlosses, das Schloss selbst und seine Geschichte machte sie die Führung zu einem besonderen Erlebnis.

Sehenswert sind besonders die mittelalterlichen Eingangshallen, die fürstlichen Salons, die prachtvollen Festsäle, das barocke Treppenhaus sowie die mittelalterliche Kernburg.

Erstmals ist in 2010 am „Tag des offenen Denkmals“ keine Besichtigung des Schlosses Birstein möglich !!

 

Ebenfalls sehenswert und noch hinter Glas zu besichtigen ist ein wunderschönes besticktes Ballkleid, das Fürstin Charlotte 1815 auf dem Wiener Kongress getragen hat. Die Fürstin war mit der Kutsche nach Wien gefahren, um durch ihr diplomatisches Geschick die Souveränität des Fürstentums Birstein zu sichern – bekanntlich ist ihr das aber nicht gelungen und das Fürstentum wurde wie alle anderen Kleinstaaten in Deutschland Österreich unterstellt.

 

Berühmte Besucher von Schloss Birstein waren u.a.:

Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig Emil Grimm und Zar Nikolaus II.

Ludwig Emil Grimm, der Bruder der Märchenerzähler Wilhelm und Jakob Grimm, hat in seinen Lebenserinnerungen sehr anschaulich von seinen Besuchen auf Schloss Birstein berichtet – siehe hier >

 

 

Am Giebel des Neuen Schlosses ist dieses Isenburger-Wappen angebracht:

 

Das Isenburg-Wappen (Birstein) zeigt in Silber zwei schwarze Balken mit einem Herzschild in Blau

 mit goldenem, doppelschweifigem, rot gezungtem und bewehrtem (Hardeck’schen) Löwen (nach links).

Helmzier auf ungekröntem Helm ein mit goldenen gestürzten Lindenblättern bestreuter schwarzer Flug,

 dazwischen ein goldener, rot gezungter und bewehrter sitzender Löwe, mit erhobenen Vorderpranken dargestellt.

Helmdecken schwarz-silbern.

Die im Fürstendiplom verwendeten Prunkstücke sind ein hermelingefütterter roter Wappenmantel,

oben ein Fürstenhut, zwei goldene, doppelschweifige Löwen als Schildhalter.

 

Dieses schmiedeeiserne, reich verzierte Tor führt an der Empfangshalle des Neuen Schlosses

vorbei in den zweiten Schlosshof und die Kernburg

 

 

Dieses Schild an der Tordurchfahrt des Archivbaus gibt Auskunft über Schloss Birstein:

 

 

 

Schloss Birstein - „Castrum Birsenstein“

 

Im 13. Jahrhundert als Sicherungsburg des Fuldaer Gerichts Reichenbach erbaut, als Lehnsbesitz an die Herren von Büdingen, dann an die Herren von Trimberg und die Grafen von Weilnau. 1458 von den Grafen von Isenburg erworben, im 16. Jahrhundert Ausbau zu einem Renaissanceschloss durch Hans Eckel.

1764-1768 unter Fürst Wolfgang Ernst II. Bau des „Neuen Schlosses“ durch Joh. Wilh. Faber.

1733 Archivbau mit Tordurchfahrt durch Chr. Ludwig Hermann.

Heute noch von der Familie bewohnt.

 

 

 

 

 

Es gibt wirklich Dinge, die man nicht versteht!

( << siehe Zeitungsbericht vom 01.10.2008)

 

Fürstin Christine hatte uns den Seraphinen-Orden bei der Schlossführung am 13.09.2008 noch aus nächster Nähe gezeigt, damit auch jeder die kleinen Engel erkennen konnte, die dem Orden seinen Namen geben – und nun wurde der Orden gestohlen!

 

Dass der Orden für die Fürstenfamilie einen ganz besonderen Wert hat, kann ich gut verstehen – die Fürstin brachte das auch deutlich zum Ausdruck. Es habe schon viele Interessenten gegeben, aber der Orden sei unverkäuflich!

Verliehen wurde der höchste königlich-schwedische Orden 1749 an Prinz Johann Kasimir zu Isenburg und Büdingen in Birstein (* Birstein 09.12.1715 + Hanau 13.04.1759) für seine Verdienste im Siebenjährigen Krieg. Als er 1759 in einer Schlacht bei Langenselbold fiel, trug er den Orden. Ein Gemälde der Schlacht befand sich im gleichen Raum wie der Orden. Das Blut des von einer Musketenkugel getroffenen Prinzen konnte man an der hellblauen Schärpe noch deutlich erkennen.

 

Ich hoffe sehr, dass der Orden gefunden wird und an seinen angestammten Platz im Schloss Birstein zurückkommt.

 

 

Seraphinen-Orden ist wieder da!

Der Seraphinen-Orden wurde am 14.01.2010 an das Fürstenhaus zurückgegeben. Ein nicht namentlich genannter Dieb hätte aus Reue über seine Tat den wertvollen Orden zurück gegeben.  Eine anonyme Anruferin erklärte die Tat mit einer Mutprobe, nach der der Täter nun aber keine Ruhe mehr gefunden hätte.

 

 

Ludwig Emil Grimm berichtet über seine Besuche auf Schloss Birstein im Jahr 1820:

 

....Birstein liegt sehr malerisch wie auf einem Felsen, aber überall bewachsen und mit herrlichen Eich- und Buchwaldungen umgeben, klare, brausende Bäche fließen vorbei.....

... das Schloss lag sehr malerisch, von hohen Baumgruppen umgeben, vor mir, und ich fing eine Zeichnung an. Auf einmal sah ich drei schwarz gekleidete Damen aus dem Schlossgarten auf der Wiese am Bach spazieren gehen.... (Anmerkung: Die Damen waren Fürstin Charlotte (s.o.), ihre Tochter Viktoria und eine Verwandte aus Wächtersbach, Prinzessin Auguste Caroline)

... den anderen Mittag kam ihr Kammerherr, war sehr verbindlich, und die Frau Fürstin ließ mich zum Tee um 6 Uhr einladen.....

... Ein Heiducke, ein himmellanger Kerl in roter Kleidung mit Silberschnüren, empfing mich, führte mich ins Vorzimmer, wo ich einen ziemlich alten Mohren in Livree, die Klinke von der Türe in der Hand, stehend fand. Er machte mir auf, und die drei in schwarz Samt gekleideten Damen saßen auf dem Sopha....

... das Zimmer war gewölbt, eine Art Gartensalon. Die Türen führten in ein Gärtchen, wo in grünen Kästen große Hortensien blühend standen und eine Menge Blumen, auch Orangen- und Lorbeer- und Granatbäume. Aus dem Gärtchen sah man das tiefe, grüne Tal, mit Wäldern umgeben, eine reizende, mehr wilde Gegend, was mir besonders gefiel.

... wir kamen in einen großen altertümlichen Saal, wo Jagdspiele getrieben worden waren. Da waren Hirschgeweihe, Jagdbilder an der Wand in gewirkten Tapeten. Auf dem Boden standen hölzerne Hirsche Eber u.dergl., die fortgerollt werden konnten....

... von da gingen wir noch durch mehrere Zimmer und Säle mit Stuckarbeit, wo Bildnisse aus dem Haus Isenburg hingen, dann in eine schöne, helle Bibliothek, die mein Herr Vetter in höchster Ordnung hielt......

 

 

Anfahrt:

Birstein liegt an der B 276, ca. 70 Kilometer östlich von Frankfurt/Main

Das Schloss erreicht man, wenn man in der Rechtskurve in der Ortsmitte geradeaus in die Schlossstraße fährt

 

Besichtigung:

Besichtigung von Schloss und Park von außen möglich

2012: Der Schloßpark - und somit auch das Schloss -  sind nicht mehr öffentlich zugänglich.

 

Führungen ganzjährig für Gruppen ab zehn Personen nach Voranmeldung möglich.

Info unter: http://isenburg.de/

2012: Auf der offiziellen Website  wird darauf hingewiesen, dass aus sicherheitstechnischen Gründen b.a.W. keine öffentlichen Führungen möglich sind.

 

Literaturhinweise:

„Stationen aus Ludwig Emil Grimms Lebenserinnerungen und Briefen“ von Egbert Koolman,

Verlag Dausien 1992

 

„Kinzigschlösser“ von Klaus Gorzny und Horst Keese, Piccolo-Verlag 2007

 

„Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Hessen“ von Georg Dehio, Deutscher Kunstverlag 1982

 

Gudrun Kauck, September 2008/ Jan. 2010

 

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