*

Unsere Konzertbesuche 2009

 

Galanacht der deutschen Star-Tenöre

Hessentag Langenselbold - „E.ON-Hessen-Palace“

05.06.2009 – 20.00 Uhr

 

- Programm, mein Bericht und Fotos –

 

Vielleicht sollte ich zuerst kurz erklären, was der „Hessentag“ eigentlich ist. Der erste Hessentag wurde 1960 ins Leben gerufen, um die Integrierung der sehr zahlreichen „Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten“ zu erleichtern und zu beschleunigen, die in Hessen eine neue Heimat gefunden hatten. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus ein großes und sehr beliebtes Heimatfest, das sich nicht nur mit dem heimatlichen Brauchtum, sondern auch mit den Menschen in Hessen in ihrem heutigen Lebensumfeld befasst – dazu gehören in den letzten Jahren auch Konzerte namhafter Künstler. Das Programm in Langenselbold umfasst ca. 1000 verschiedene Programmpunkte verteilt auf 10 Tage – u.a. Peter Maffay, die Toten Hosen und auch die „Galanacht der deutschen Star-Tenöre“.

Der Kartenvorverkauf für die Tenöre begann bereits im Dezember 2008 – und es dauerte auch nicht lange, bis die erste Kategorie ausverkauft war. Leider verstehen manche Veranstalter nicht, dass es für uns Besucher ein Ärgernis ist, wenn es keine nummerierten Sitzplätze gibt – so auch bei diesem Konzert. Für uns heißt das dann: flache Schuhe, Ellbogenschützer und auf einen einigermaßen guten Platz hoffen.

 

Ich füge hier mal einen Tipp für künftige Veranstalter ein, der vielleicht zu einer Änderung des Systems „Freie Platzwahl“ führen könnte *fg*. Wären in Langenselbold die Sitzplätze nämlich  nummeriert gewesen, hätten viele der Besucher noch etwas von dem wirklich reichhaltigen Angebot an Speisen und Getränken vor dem Zelt nutzen können (da hätte man Geld verdienen können!). So musste man seinen Stuhl sichern, um den mühsam erkämpften Platz nicht im letzten Moment noch zu verlieren, weil es in Kategorie A zu wenig Plätze gab. Außerdem wäre es nicht zu diesem wirklichen Ärgernis mit der nachträglichen eingefügten Reihe 1 gekommen. Fehler passieren, aber man hätte es anders lösen müssen, als den Besuchern, die sich durch stundenlanges Anstehen einen guten Platz gesichert hatten, eine zusätzliche Stuhlreihe vor die Nase zu setzen.

 

Björn Casapietra, Erkan Aki, Volker Bengl, Johannes Kalpers und

die „Jungen Tenöre“ Hubert Schmid, Hans Hitzeroth und Ilja Martin

Im Hintergrund das Orchester Rondo Vienna unter der Leitung von Barbara Helfgott

 

So, jetzt aber wirklich zu der Veranstaltung.

Die (derzeit) größten und bekanntesten Stimmen Deutschlands (und der Schweiz – Erkan Aki) touren mit einem gemeinsamen Programm durch Deutschland. Das Abendprogramm wird aus einem großen Repertoire zusammengestellt. In Langenselbold sangen die Tenöre folgende Lieder:

 

 

Titel

Komponist

Interpret
 

1.

Ein Lied geht um die Welt

Hans May

Alle

2.

Vorhang auf

Hermann Weindorf

Volker Bengl

3.

Wolgalied

Franz Lehar

Volker Bengl

4.

Musik ist meine Welt

Johannes Kalpers

Johannes Kalpers

5.

Ave Maria

Franz Schubert

Johannes Kalpers

6.

Dove vai

Mino Siciliano

Erkan Aki

7.

Le Temps des Cathèdrales

Riccardo Cocciante

Erkan Aki

8.

Core’ngrato

Salvatore Cardillo

Björn Casapietra

9.

No puede ser

Sorozabal, Pablo

Björn Casapietra

10.

Honesty (Ehrlichkeit)

Billy Joel

Die Jungen Tenöre

11.

Cara mia

Lee Lange, Julio Trapani

Die Jungen Tenöre

12.

Italienisches Medley –

O sole mio, Funiculi Funicula usw.

 

Alle

 

- Pause -

 

13.

Eloise

Karl Jenkins

Barbara Helfgott + Rondo Vienna

14.

Dunkelrose Rosen

Karl Millöcker

Alle

15.

Dein ist mein ganzes Herz

Franz Lehar

Alle

16.

Here’s to the Heroes

John Barry

Erkan Aki und die Jungen Tenöre

17.

One Moment in Time

(Mein großer Tag)

Albert Hammond

Johannes Kalpers

18.

Ach, ich hab in meinem Herzen

Norbert Schultze

Johannes Kalpers + Volker Bengl

19.

Chianti-Lied

Gerhard Winkler

Volker Bengl

20.

Mario Lanza-Melodien –

Be my love, Without a song in my heart, Because

 

Erkan Aki + Björn Casapietra

21.

A Petal of a Rose

Fred Alexander

Björn Casapietra

22.

Egal was kommt

Hans Eberle

Die Jungen Tenöre

23.

Granada

Agostin Lara

Alle

 

 

Zugaben:

 

 

24.

Libiamo, ne lieti calici

Guiseppe Verdi

Alle

25.

Nessum Dorma

Puccini

Alle

 

 

Zwei der drei „Jungen Tenöre“ Hubert Schmid und Hans Hitzeroth

 

Erkan Aki, Volker Bengl, Johannes Kalpers

 

Im ersten Teil des Programms stellten sich die Sänger erst einmal gemeinsam mit „Ein Lied geht um die Welt“ vor, danach kam jeder einzeln auf die Bühne und sang zwei seiner Lieblingslieder. Für mich war es sehr interessant, so viele ausgezeichnete Stimmen zusammen auf einer Bühne erleben zu dürfen. Man konnte sehr gut die Unterschiede hören, denn obwohl ja alle Sieben Tenöre sind, klingt jede Stimme anders, individuell. Neben der Tatsache, dass da wirklich einige der besten Tenöre auf der Bühne standen, die man so ja auch nur sehr selten erleben darf, war das gleichzeitige Hören und vergleichen können, das Interessanteste für mich an diesem Abend. Dass alle Sieben sehr sympathische Künstler sind, bewiesen die Herren indem sie auch persönliche Worte ans Publikum richteten oder einen Scherz machten. Johannes Kalpers bewies, dass er sogar den hessischen Gruß schon kennt: „Ei gude, wie?“ Dadurch ging das begeisterungsfähige Publikum auch von Anfang an mit. Es wurde im Takt geklatscht und bekannte Lieder mit einem Zwischenapplaus begrüßt.

 

Das Programm setzte sich sowohl aus klassischen Tenorliedern wie z.B. „Granada“ und „Nessum Dorma“, als auch pop-lastigen moderneren Liedern wie z.B. „Cara mia“, aber auch Musicalliedern wie „Le Temps des Cathèdrales“ zusammen. Es war insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Programm, bei dem keine Langeweile aufkam.

 

Dass sich die Herren anscheinend auch wirklich so sympathisch sind, wie es auf der Bühne den Anschein hatte, bestätigten sie des öfteren. Aber man merkte es auch daran, dass die gemeinsamen Lieder sehr harmonisch interpretiert wurden. Es drängte sich niemand in den Vordergrund, alle sangen die gleiche Anzahl an Liedern.

 

Nach dem gemeinsamen Lied machte Volker Bengl dann den Anfang und sang zur Begrüßung „Vorhang auf“ und danach eines seiner persönlichen Lieblingslieder – das „Wolgalied“. Für mich hat dieses Lied auch eine besondere Bedeutung, denn es war eines der Lieblingslieder meines Vaters und mir deshalb schon als Kind vertraut. Schön, dieses Lied wieder einmal zu hören!

 

Danach übernahm Johannes Kalpers mit einem selbstkomponierten Titel: „Musik ist meine Welt“, der vom Publikum begeistert angenommen wurde. Kalpers erzählte dann, dass er als Kind die Wahl zwischen Pfarrer und Sänger gehabt hätte, sich dann aber aus verständlichen Gründen für den des Sängers entschieden hätte. Sein zweites Lied war dann aber ein kirchliches Lied – „Ave Maria“ von Schubert. Mit seiner sehr klaren Stimme hat er eines meiner Lieblingslieder sehr schön interpretiert.

 

Erkan Aki kam danach auf die Bühne mit „Dove vai“, einem italienischen eher modernen Lied. Auch er begrüßte das Publikum, allerdings musste er sich noch belehren lassen, dass es nicht „Hessinnen und  Hessenen“ heißt J, was ihm als Schweizer aber verziehen wurde. Danach sang er ein Lied, auf das wir uns schon besonders gefreut hatten, weil wir es noch nie live auf einer Bühne gehört hatten: „Le Temps des Cathèdrales“ aus dem Musical „Notre Dame de Paris“. Gegen seinen imaginären Gegenspieler Bruno Pelletier hatte er zwar einen sehr schweren Stand, aber er meisterte das Stück bis auf Kleinigkeiten sehr gut. Schade, dass man dieses Lied nicht öfter hört, aber das liegt sicher auch am Schwierigkeitsgrad des Stückes, das alles vom Sänger abverlangt.

 

Es folgte Björn Casapietra mit zwei sehr klassisch angehauchten Titeln: „Core’ngrato“ und „No puede ser“. Wir fanden, dass diese Lieder seiner Stimmlage nicht entgegenkamen, was man später noch deutlicher hören konnte, als er ein für ihn komponiertes Lied vortragen konnte.

 

Mit dem bekannten Lied „Ehrlichkeit“ (Honesty) folgten nun die Jungen Tenöre, die wir in dieser neuen Formation zum ersten Mal live erleben durften.  Hubert Schmid, Hans Hitzeroth und Ilja Martin wurden mit viel Applaus belohnt. Als sie dann auch noch ihren bekanntesten Titel „Cara mia“ anstimmten, hatten sie das Publikum vollends auf ihrer Seite.

 

Zum Ende des ersten Teiles kamen dann nochmal alle sieben Tenöre auf die Bühne und sangen gemeinsam ein Italienisches Medley, mit dem sie das Publikum zum Mitklatschen animieren konnten. Bester Stimmung wurden wir in die Pause entlassen.

 

Nach der Pause durfte die Leiterin des „Orchester Rondo Vienna“ endlich auch einmal solo beweisen, was sie mit der Geige zaubern kann. Die Rockballade „Eloise“ mit Geige und Orchester wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und rhythmisch beklatscht. Ganz große Klasse wie virtuos Barbara Helfgott Geige spielen kann und „nebenbei“ noch ein nur aus weiblichen Mitgliedern bestehendes Orchester dirigieren kann. Einziger Mann zwischen den Damen war der musikalische Leiter des Abends Florian Schäfer am Klavier. Dem großartigen Orchester ist auch ein großer Teil des Erfolges des Abends zuzuordnen, denn was wären „Star-Tenöre“ ohne die entsprechende Begleitung.

 

Danach kamen alle Tenöre mit roten Rosen auf die Bühne und sangen gemeinsam „Dunkelrote Rosen“. Die mitgebrachten Rosen verteilten sie dabei an Damen im Publikum. Und weil es gerade gut passte, sangen alle gemeinsam auch noch „Dein ist mein ganzes Herz“.

Mit dem „Background-Chor“ bestehend aus den Jungen Tenören sang Erkan Aki dann die Hymne „Here’s to the Heroes“. Genial!

Johannes Kalpers hatte „One Moment in Time“ übersetzt und sang den Titel nun auf Deutsch: „Mein großer Tag“. Auch in dieser männlichen Version ein tolles Lied.

Johannes Kalpers und Volker Bengl erinnerten danach gemeinsam an einen der größten deutschen Tenöre: Rudolf Schock. Gemeinsam sangen sie das durch Schock bekannt gewordene Lied: „Ach, ich hab in meinem Herzen“. Die Stimmen ergänzten sich großartig und ich musste wieder sehr oft an meinen Vater denken, mit dem zusammen ich das Lied früher immer gehört habe.

Volker Bengl brachte dann wieder Stimmung ins Publikum mit dem bekannten „Chianti-Lied“, das von den Zuschauern beklatscht und mitgesungen wurde.

Mit einem Medley seiner bekanntesten Lieder erinnerten Erkan Aki und Björn Casapietra dann an einen der größten italienischen Tenöre: Mario Lanza. Lieder, die jeder kennt – allerdings hat mir hierbei manchmal die Weichheit der Stimme Mario Lanza’s gefehlt. Auch Mario Lanza verbinde ich mit meiner Kindheit und habe seine Stimme noch sehr gut in Erinnerung.

 

Björn Casapietra übernahm dann alleine und kündigte den für ihn komponierten Titel „A Petal of a Rose“ an, von dem er sich wünschen würde, dass er einmal ein großer Hit wird. Er konnte dann auch das Publikum überzeugen, dass es für ihn einmal so jubeln solle, wie er es beim Robbie Williams-Konzert gehört hatte. Nach einer Probe ging es los – und siehe da, kaum waren die vereinbarten Worte „Once again„ gefallen, begann ein ohrenbetäubender Beifallssturm. Björn war begeistert und bedankte sich bei seinem Publikum. Der Titel hat auch wirklich Hitpotential. Drücken wir ihm die Daumen J

 

Mit „Egal was kommt“ übernahmen die Jungen Tenöre das immer noch applaudierende Publikum. Auch sie wurden begeistert gefeiert, ehe alle zusammen gemeinsam „Granada“ schmetterten. Ein großartiges Erlebnis, wenn alle Stimmen gemeinsam erklangen.

Die erste Zugabe war dann die inzwischen durch die Werbung sehr bekannte italienische Hymne „Libiamo, ne lieti calici“ von Guiseppe Verdi. Standing Ovations belohnten die Künstler, aber ohne eine weitere Zugabe durften sie trotzdem nicht gehen. „Nessum Dorma“ – wer kennt es nicht – aber mit so vielen starken Stimmen klingt es halt nochmal besser und eindrucksvoller. Gänsehaut!

 

Ein wirklich schöner Abend ging zu Ende – wir hätten noch länger hier sitzen und zuhören können J

Die sieben Tenöre stellten sich im Anschluss noch für Autogramme und Fotos „ihrem“ Publikum zur Verfügung. Schön, wenn man ein paar persönliche Worte mit den Künstler wechseln kann und für mich immer ein Zeichen großer Professionalität.

Wir können dieses Programm uneingeschränkt weiterempfehlen. Tolle Stimmen, großartige Künstler, schöne Lieder – es passte alles zusammen!

 

Nach dem Konzert gaben alle 7 Tenöre noch Autogramme

 

   

Johannes Kalpers .....

   

... und Erkan Aki ließen sich auch gerne noch fotografieren.

PS:

@ Björn Casapietra: Bild No. 99 und 100 kamen dann ja leider doch nicht mehr zustande

 

Alle Unterschriften in meinem Programmheft

 

Gudrun Kauck 2009

 

Copyright der Fotos (außer dem Autogrammfoto) bei:

http://www.gudrun-kauck.de/ + http://www.susanne-kauck.de/

Download und Weiterverwendung nicht gestattet