Unsere Konzertbesuche – Burgfestspiele Bad Vilbel
Minirock
und Hitparade
Schlagerrevue der 60er-Jahre
Burgfestspiele Bad Vilbel, 26.06.2009 – 20.15 Uhr (Premiere) Mein Bericht |
Also ehrlich –
hätte mir jemand gesagt, ich soll in eine Show gehen, die „Minirock und
Hitparade“ heißt, hätte ich mein Gegenüber schon seeeeehr intensiv-merkwürdig
angeguckt! Das klingt für mich nach Schlager und nach alternden
Schlagerstars, die über die Dörfer tingeln. Ich war aber trotzdem dort und
kann nur jedem empfehlen, auch hinzugehen und den Ärger des Alltags für ein
paar Stunden zu vergessen. „Minirock und
Hitparade“ – Eine Schlagerrevue der 60er“ ist eine unterhaltsame Show mit
Schlagern und Liedern der 1960er Jahre, die interpretiert werden von den
Darstellern des Musicals „Cabaret“, das in diesem Jahr auf dem Programm der
Burgfestspiele steht. Bei der Revue lernt man die Darsteller einmal von einer
ganz anderen Seite kennen – und das ist teilweise sehr überraschend ! –
positiv überraschend ! ACHTUNG! STOPP !! – wer die
Überraschung liebt und selbst hingehen möchte, sollte jetzt nicht mehr
weiterlesen !! Die Show beginnt
auf einem typischen Campingplatz, auf dem sich typisch deutsche Camper
tummeln. Matthias Pagani begrüßt die Zuschauer mit der Rolle Klopapier
in der Hand, denn er kommt von seinem ersten Weg am Morgen zurück – und schon
beginnt der Frühsport auf dem Campingplatz, an dem alle teilnehmen – außer
Pagani, der mürrisch auf seinem Klappstuhl das Treiben verfolgt. Mit „Let’s
twist again“ (Chubby Checker) heizt das Ensemble die Zuschauer gleich
richtig an. Die einzelnen Titel
werden durch einen roten Faden verbunden. Die Überleitungen übernimmt immer
Matthias Pagani, der durch seine ganz spezielle Art der Moderation gleich zum
Publikumsliebling wird. Schon sein Auftritt mit der weit über den Bauchnabel
hochgezogenen, ausgeleierten Jogginghose reizt zum Lachen J - genau so sehen deutsche Camper nun mal aus! Sebastian Coors im verwachsenen Pullunder singt uns dann das Lied von seiner „Mama“
(Heintje) und das sogar mit holländischem Zungenschlag. Schon jetzt ist das
Publikum begeistert, aber Lacher und Zwischenapplaus bekommen dann vor allem
die Zigeuner bei dem Lied „Zigeunerjunge“ (Alexandra), das von Britta
Balzer gesungen wird. Diese grimmig guckenden, stoisch tanzenden Zigeuner
sind einfach klasse! Und die
Begeisterung des Publikums geht beim nächsten Lied gleich weiter, denn bei
dem „lebendigen Meer“ von „Junge
komm bald wieder“ (Freddy), das von Michael Hiller gesungen wird,
kann man das Lachen nicht mehr unterdrücken. Blaue Umhänge und Köpfe, die wie
Schaumkrönchen wirken, aber stur geradeaus gucken, die Darsteller erfüllen
die Illusion der Wellen und des Meeres perfekt J. Ein Höhepunkt aus
den 60ern jagt den nächsten! Die Pilzköpfe aus England kündigen sich an und
stehen kurz darauf fast original auf der Bühne! Im braven Anzug wie aus der
Anfangszeit der Beatles stehen da Alen Hodzovic, Thomas Schweins,
Tim Ludwig und Sebastian Coors auf der Bühne und singen dem
(auf Kommando) grölenden Publikum „With a little help from my friends“. Manja Kloss ist auf der Suche nach einem Mann: „Ich will keine
Schokolade“ (Trude Herr) singt sie und Natalya Bogdanis, Nicole
Gütling und Mareike Hüsing müssen schon ganz schön an ihr zerren,
dass sie sich nicht gleich ein passendes Objekt aus dem Publikum holt. Marina Edelhagen will zwar keinen Mann, aber „Eins und eins das macht Zwei“
(Hildegard Knef) kann sie auch schon rechnen. „Verliebt,
verlobt, verheiratet“ (Conny Froboess + Peter Alexander) zeigen sich dann
Natalya Bogdanis und Thomas Schweins. Und „Ganz in Weiß“
(Roy Black) träumt dann auch gleich Alen Hodzovic weiter, während ihn
drei Bräute in Weiß umgarnen. Allerdings ist er schnell wieder in der
Realität, wenn Britta Balzer ihn mit Kinderwagen daran erinnert, dass
„Schuld war nur der Bossa Nova“ (Manuela) war – und das bestätigen
auch die Bräute von eben, die einen Babybauch unter den Brautkleidern nicht
mehr verbergen können. Auf der Suche nach
„Delilah“ (Tom Jones) kommt dann Matthias Pagani auf die Bühne.
Seine Interpretation des Hits schenkt ihm wieder viele Lacher – stimmlich
großartig! Liebling des
Publikums in Bad Vilbel ist auch Sissy Staudinger, die mit ihrem Lied
„Es geht eine Träne auf Reisen“ (Adamo) für Erheiterung sorgt. Nicht
nur die Riesen-Träne, die sie da mitschleppt, sondern auch die Reaktion von
Pagani auf den Text des Liedes sind genial umgesetzt. Auf Reisen würden
auch gerne „Zwei kleine Italiener“ (Conny Froboess) gehen. Thomas
Schweins und Sebastians Coors werden von Natalya Bogdanis,
Nicole Gütling, Mareike Hüsing und Manja Kloss bedauert und
getröstet. Bei der
Interpretation des nächsten Liedes konnten wir wirklich nicht mehr an uns
halten und haben Tränen gelacht! Matthias Pagani als lässiger
italienischer Macho singt auf italienisch „Azzuro“ (Adriano
Celentano), muss sich aber dann vom Bayern in Lederhose (Michael Hiller)
überzeugen lassen, dass das Lied ja eigentlich „Wärs doch das ganze Jahr
lang Sommer“ heißen würde und prima auch in Lederhose gesungen werden
könne. Der Italiener ist aber nicht zu überzeugen und singt weiter seinen
italienischen Text, was den Bayern aber nicht stört – er singt deutsch.
Genial gelöst! Natürlich gibt es
auch noch immer „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ (Paul Kuhn), was Michael
Hiller schnell feststellt, als er die Bowle probiert. Mit einem
temperamentvollen Medley verabschiedet sich das Ensemble in die Pause – „Schnaps,
das war sein letztes Wort“ ....... Nach der Pause führt
Sissy Staudinger ein Zwiegespräch mit ihrem „Milord“ (Edith
Piaf). Auf Deutsch und Französisch fordert sie den Herrn auf, doch zu bleiben
und mit ihr zu tanzen – das Publikum versteht’s und klatscht rhythmisch mit. „Gehn sie aus im
Stadtpark die Laternen“ (Gitte Haenning + Rex Gildo) singen dann Michael
Hiller und Marina Edelhagen als „reifes Pärchen“ – tja, warum
nicht? Nachdem wir an die
Werbung der 60er-Jahre erinnert wurden, dürfen wir einen Blick ins
Rotlicht-Viertel werfen. Mit „Je t’aime“ (Jane Birkin + Serge
Gainsbourg) und viel Rot entführen uns Natalya Bogdanis und Matthias Pagani
– allerdings verspricht der rote Vorhang mehr als er halten kann J. Das nächste Lied
kündigt schon an ein Lacherfolg zu werden, wenn man Sissy Staudinger
und Michael Hiller auf ihrem Luftmatratzenbett einfahren sieht. Er
friedlich schlafend, sie grimmig sitzend! „I can get no satisfaction“
(Rolling Stones) singt sie dann auch rockig aber enttäuscht…….
Wachgeschüttelt antwortet er mit „Du bist nicht allein“ (Roy Black)
...wenn du träumst heute Abend. Aus beiden Liedern ergibt sich ein Gespräch,
das damit endet, dass sie no Satisfaction bekommt, er um friedlich
weiterschlafen zu können, versucht sie zu würgen......... Klasse! ...was dann
allerdings noch rechtzeitig gestoppt werden kann. „Stop! In the name of love!” (Supremes) unterbrechen die traute Zweisamkeit nämlich drei
junge Damen in langen roten Kleidern. Britta Balzer, Natalya
Bogdanis und Manja Kloss erinnern an die unvergessenen Supremes. Nicole Gütling und Mareike Hüsing verteilen dann singend Äpfel an das
Publikum – „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“ (Wencke Myhre) fordern
sie aber vorsorglich auf. Mit einem
knatternden Moped feiert Thomas Schweins nicht nur an den 1 Mio.
Gastarbeiter 1964, sondern auch die „Motorbiene“ (Peter Kraus) – „Ba babba babba ba ba ba ba oh Motorbiene....“ „Ich will `nen
Cowboy als Mann“ (Gitte Haenning) haben Mareike Hüsing und Nicole
Gütling beschlossen. Da können auch Mama (Marina Edelhagen) und
Papa (Michael Hiller) nichts ändern. Es muss so ein schneidiger Cowboy
wie Tim Ludwig sein! 1965 hat Udo
Jürgens schon nach ihr gesucht: „17 Jahr, blondes Haar“ – aber ob Alen
Hodzovic sie nun gefunden hat? Abwarten! An „Nights in
white satin“ (Moody Blues) erinnert sich Tim Ludwig, allerdings
scheint ihm der Satin nicht das große Glück gebracht zu haben – aber toll
gesungen hat er das Lied! Glück gefunden
haben aber die Hippies in „San Francisco“ (Scott McKenzie) und Sissy
Staudinger, Thomas Schweins, Matthias Pagani, Marina Edelhagen und Michael
Hiller in ihren Hippie-Outfits und einer „Tüte“ auf der Bühne J Das ganze Ensemble
kam dann in Hippie-Kleidung auf die Bühne und erinnerte gemeinsam an die
fröhliche, friedliche (??) Zeit der Hippies: „Let’s spend a night together“ (Rolling
Stones) und “All you need is love” (The Beatles). Das Publikum
klatschte begeistert mit oder schwenkte fröhlich die Arme. Die 60er waren
noch einmal auferstanden, anders zwar, aber jeder konnte ja auch seine
eigenen Erinnerungen wieder aufleben lassen. Nach drei Zugaben
und dem Heintje-Wiegenlied „Heitschi-Bumbeitschi“ gingen dann alle
glücklich nach Hause und wenn sie nicht gestorben sind.......
Neeeeiiiiiiin!!!! Es war ein wunderschöner Abend mit tollen Interpreten,
schönen Kostümen, lustigen Gags, vielen bekannten Schlagern, tollen Musikern
um Thomas Lorey und einer rundum gelungenen Vorstellung. Man kann den
Burgfestspielen nur zu Egon Baumgarten und seiner Crew gratulieren, die diese gelungene
Show-Inszenierung auf die Beine gestellt haben – nur der Titel der Show.... da sollte man vielleicht
nochmal drüber nachdenken J |
Gudrun Kauck 2009 |
>>> Fotos vom Schlussapplaus am 26.06.2009 – Premiere
>>>
Schlussapplausfotos vom 17.07.2009 >>>
Schlussapplausfotos 01.09.2009 |
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