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Unsere Musicalbesuche

 

 

In Nomine Patris

- Die Beichte der Päpste -

 

 

Musical von Bernd Stromberger – Komponist, Autor, Texter

Welturaufführung im Deutschen Theater München am 16.10.2008

 

 

Vorstellung, Samstag 18.10. 2008

 

Besetzungsliste

Mein Bericht:

1.Akt

2. Akt

Mein Fazit

Einzelkritik

Szenenfotos

Schlussapplaus-Fotos

Backstage-Fotos

 

Besetzung:

Dean Welterlen                   -  Papst Anastasius Christus

Conny Zenz                          -  seine Jugendliebe Eva Klein

Jasmina Sakr                     -  seine Tochter Margarethe Klein

Patrick Stanke                     -  Wissenschaftler Dr. Heinrich Sand

Thomas Jutzler                  -  Reporter Hardy Peterson

Marc Liebisch                      -  Jesus Christus, Gottes Sohn

Ulrich Popp                          -  Kurien Kardinal

 

Ensemble:

Craig Lemont Walters       - Dr. Spin

Patrick Schenk                    - Antonio

Patrizia Margagliotta          - Angela

Sissy Staudinger                - Schwester Maria

 

Ansgar Schäfer, Ico Benayga Andrzejewski, Martin Bacher, Matthias Beurer, Maxi Neuwirth, Nicole Gütling, Oliver Schaffer, Robert Meyer, Roland Duppenthaler, Sebastian Hammer, Sven Olaf Denkinger, Thomas Huber, Dance-Captain, Ursula Baumgartner, Catherine Seraphim,  Jana Werner, Eva Klikovics

 

Kreativteam:

Bernd Stromberger            – Musical-Komponist - Autor – Liedtexter

Hansjörg Hack                    – Regisseur

Stephan Hoffstadt               - Co-Regisseur

Klaus Hellenstein              – Bühne und Kostüme

Markus Müller                     – Musical-Produzent

Kim Scharnberg                 – Orchestrationen

Cornelia Brey                      – Mitarbeit Kostüm

Kurt Schrepfer                     – Choreographie

 

1. Akt:

 

Gabriel Schönkind (Dean Welterlen), ein junger attraktiver Priester, wird von den Kardinälen zum neuen Papst gewählt. Als der Kurienkardinal Cairoli (Ulrich Popp) ihm zum Papst ernennen will, erinnert sich Gabriel für einen kurzen Moment an die Vergangenheit – man sieht einen Novizen, der sich glücklich verliebt mit einem Mädchen trifft und ihr verspricht, für sie das Priesterseminar zu verlassen.....

Gabriel nimmt in dem Moment aber die Wahl zum Papst an und nennt sich nun Anastasius Christus. „Pater Noster“ singt das Ensemble und schreitet mit den knallroten Kardinalsgewändern über die Bühne. Die Musik und der Gesang erinnern an gregorianische Gesänge – nur schneller. Hektisch berichtet auch die Presse über das Ereignis.

 

Das Bühnenbild besteht zumeist aus einer Kulisse, die den Vatikan von außen darstellt. Durch Verschieben und verschiedene Beleuchtung entstehen Fenster und Türen.

 

Als neuer Papst wird Anastasius Christus gleich mit der Realität konfrontiert: zu viele Kirchenaustritte. Er erfährt, dass er hauptsächlich wegen seines Äußeren zum Papst gewählt wurde, nämlich um wieder mehr weibliche Besucher zu Kircheneintritt zu bewegen.

 

Allein erinnert sich der Papst an eine Vision, die er als junger Priester hatte. Christus erschien ihm und weinte. Seitdem hat sich Christus aber nicht mehr gezeigt und er zweifelt langsam an seinem Glauben. „Wo bist du?“ein sehr schwierig zu singendes Lied, das Dean Welterlen überzeugend vorgetragen hat – Gänsehaut bei uns, weil er eine charismatische, starke Stimme hat.

Während des Liedes – und auch schon vorher und später – erscheint eine in eine schwarze Kardinalsrobe (oder heißt das dann anders?) gekleidete Person hinter den Fenstern und Türen der Kulisse – mal aufmerksam beobachtend, mal einfach nur vorbeischreitend. Wer das ist, wird erst später aufgelöst. Der aufmerksame Beobachter kann es aber auch jetzt schon vermuten.

 

Eva Klein (Cornelia Zenz), die junge Frau, die der neue Papst früher einmal geliebt hat, ist  zur Audienz in den Vatikan geladen. Als Papst konnte Gabriel Eva suchen lassen und will ihr nun die Wahrheit über seine Entscheidung sagen. Nach 21 Jahren treffen sie sich zum ersten Mal wieder. Er gesteht, dass ihn der weinende Christus, den er bei einem Gebet in der Kapelle gesehen hat, ihn dazu bewegt hat, doch einen anderen Weg als den ihr versprochenen zu gehen und sein Leben in den Dienst der Kirche zu stellen. Eva kann diese Entscheidung nicht verstehen und sagt ihm, dass er seit 21 Jahren eine Tochter habe. Erschüttert nimmt er dies zur Kenntnis. Eva erklärt ihm, dass ihm seine Tochter ähnlicher wäre, als er sich vorstellen könnte. Falls er seine Tochter kennen lernen wolle ... nun, er wäre ja der Papst und wisse wie man sie finden könne.

 

Junge Novizinnen treffen sich und singen ein fröhliches Lied über „Mutter Theresa“. Margarethe Klein (Jasmina Sakr) ist die Wortführerin. Schwester Maria (Sissy Staudinger), die Erzieherin der Mädchen, ermahnt, dass ein Kloster ein Ort der Demut und der Ordnung ist. Eine Bitte von Margarethe, dass sie einen Orden, der Armen helfen will, gründen möchte, wurde von der Äbtissin abgelehnt. Margarethe meint enttäuscht, dass sie dem Papst schreiben will – aber in dem Moment kommt ein Brief vom Papst an, der Margarethe in den Vatikan einlädt.

 

Auf dem Peterplatz werden kitschige Andenken verkauft. „Die Marke Gott“, ein Rap, bei dem die Touristen den kirchlichen Kitsch angepriesen bekommen. Auch Eva kommt auf den Platz und soll einen Jugendbild vom Papst kaufen. Entsetzt zerreist sie das Foto! Die ebenfalls angepriesenen Kitsch-Madonnen zerschmettert sie wütend. Margarethe beruhigt Eva, ihre Mutter, dass das doch nur Leute sind, die Geld verdienen wollen. Sie kann ihre Mutter gar nicht verstehen. Eva ist gerade auf dem Weg nach London, um dort die „Weltformel“ zu präsentieren, die ein von ihr unterstützter Wissenschaftler entwickelt hat.

Margarethe will zur Papst-Audienz und ist voll und ganz von ihrem Glauben überzeugt. Nur das kann ihr Weg sein. Eva möchte ihr lieber das Geld geben, damit sie in einer weltlichen Organisation den Armen helfen kann. Das verweigert Margarethe aber strikt! Da rutscht Eva  heraus: „Wie dein Vater!“  Margarethe dachte aber, dass ihr Vater schon lange tot sei......

 

Margarethe ist zur Audienz beim Papst. Sie hat inzwischen Zweifel, ob sie noch würdig ist. Eva hat ihr erzählt, dass ihr Vater ein großer Mann im Vatikan wäre. Den Namen hat sie ihr aber nicht gesagt. Mit diesem Wissen fühlt sich Margarethe nicht mehr in der Lage, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, denn ein Kardinal, der seine Tochter verleugnet, ist in ihren Augen ein Teufel – und sie die Tochter eines Teufels. Papst Anastasius aber sieht seine Tochter als kleinen Engel: „Teufel und Engel“ singen Papst und Margarethe im Duett. Die beiden Stimmen sind sehr gut auf einander abgestimmt.

 

Die Presse verkündet die neue „Weltformel“, nach der mathematisch nachgewiesen wird, dass Gott nicht existiert! Dr. Sand wird dafür den Nobelpreis erhalten.

 

Papst und Eva telefonieren. Er will, dass Margarethe weiterhin den kirchlichen Weg gehen darf und sie nicht erfahren soll, wer ihr Vater wirklich ist.

Margarethe und Schwester Maria kommen zum Papst. Für Schwester Maria ist es das größte, dem Heiligen Vater gegenüber zu stehen. Sie schaut ihn mit großen Augen an und scheint in einer anderen Welt und bekommt gar nicht mit, dass der Papst sie wegschickt J Er bittet Margarethe zusammen mit Schwester Maria und einer vatikanischen Delegation nach Stockholm zu fahren und den Wissenschaftler Dr. Sand zu einer Audienz nach Rom einzuladen.

 

Gleichzeitig erinnert sich Eva an die schöne Zeit mit ihrer kleinen Tochter, die „Ein unsichtbares Band“ – dieses Lied wird sich wie ein roter Faden durch das Stück ziehen.

Der Papst versucht Margarethe zu überzeugen, dass ihr Vater sie liebt, auch wenn er nicht zu ihr steht.

Ein unsichtbares Band“ – jetzt weitergeführt durch Papst Anastasius. Er bittet um Schutz für seine Tochter, mit der ihn ein unsichtbares Band verbindet.

 

In einem Stockholmer Hotel erwartet die Weltpresse die Ankunft von Dr. Sand, aber außer Dr. Smith (Sven-Olaf Denkinger) und Dr. Spin (Craig Lemont Walters) ist noch niemand eingetroffen. Hardy Peterson (Thomas Jutzler) ist als Reporter immer ganz nah dran und weiß alles über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. „Der größte Genius“ – die Pressemeute hängt gebannt an seinen Lippen und alle erwarten Dr. Heinrich Sand. Als er ankommt hätten sie ihn dann aber beinahe alle verpasst – aber dann stürzen sie alle mit Fragen auf ihn ein. Eva beruhigt die Meute und verweist auf die Pressekonferenz. Margarethe und Schwester Maria treffen im gleichen Hotel ein und können dem Presserummel nur erstaunt zusehen.

 

Dr. Sand (Patrick Stanke) ist seit der Erfindung nicht mehr glücklich. Er hat die Formel gesucht, aber nun fühlt er den Fluch eines Geistes: „Des Geistes Fluch“. Er fühlt sich allein, hohl und leer.

 

Margarethe vermutet, dass ihre Mutter die Erforschung der Weltformel vorangetrieben habe, um damit der Kirche und somit auch ihrem Vater zu schaden. So verliert Eva auch ihre Tochter an Gott.

 

Preisverleihung in Stockholm: Die drei Nobelpreisträger, Dr. Spin, Dr. Smith und Dr. Sand erhalten ihre Preise vor der versammelten Weltpresse. Spin und Smith freuen sich darüber – nur Sand kann sich nicht freuen, weil er kein weiteres Ziel mehr sieht – „Der Nobelpreistag“.

 

Auf dem Ball ist auch wieder die Presse anwesend. Wir können auf der Leinwand im Hintergrund sehen, was die Live-Kamera in alle Welt überträgt. Beim Tanz ist Dr. Sand der begehrteste Junggeselle. Margarethe versucht an ihn heranzukommen, um die Einladung in den Vatikan zu überbringen, hat aber bei den vielen Damen keine Möglichkeit. Entschlossen zieht sie Haube und Oberteil ihrer Ordenstracht aus und drängt sich zu Dr. Sand vor. Sie tanzen zusammen – „Der Abend“ - und sofort springt auch der Funke über. Schwester Maria ist entsetzt und versucht die (in ihren Augen) halbnackte Margarethe von der Tanzfläche zu holen – es gelingt ihr zu spät. Dr. Sand und Margarethe küssen sich und die Weltpresse überträgt live. Die Presse kreiert auch sofort die Schlagzeile: „Der Vatikan versucht den größten Wissenschaftler aller Zeiten durch seine attraktive Botschafterin zu ködern und greift zum allerletzten Mittel: SEX!“

 

Im Vatikan überbringt die sensationelle Neuigkeit der Kurienkardinal Cairoli. Er benutzt eine sehr deutliche Sprache:  „Eine Katastrophe! Was hat dieses blöde, verzeihen Sie, saublöde Küken dort zu suchen?! Heiliger Vater!!! Was haben sie sich dabei gedacht ?!!!  Ich konnte ihre Brustwarzen sehen!“ Zu schön auch die Gestik zu dieser Aussage J

 

Margarethe ist in ihrem Hotelzimmer zurück und fühlt, dass sie sich verliebt hat. Auch wenn sie ihr ganzen Leben in den Dienst der Kirche stellen wollte – nach dem Kuss ist alles anders. „Mein Zweites Ich“ – ein sehr schönes Lied im langsamen Tangorhythmus. Margarethe beschließt, dass der Abend noch nicht zuende sein kann und geht zu Dr. Sand. Der ist auch gerade ins Hotel gekommen und fühlt wie Margarethe – er führt das Lied „Mein Zweites Ich“ weiter. Als Margarethe vor seiner Tür steht gibt es kein zurück mehr und die beiden verbringen sie Nacht gemeinsam.

 

Man sieht Heinrich und Margarethe im Bett liegen, die Kulisse verschiebt sich, das Bett bleibt gleich – aber dann erkennt man, dass ein anderes Paar im Bett liegt – Eva und der Papst. Papst Anastasius erlebt einen schlimmen Albtraum. „Vade retro Luzifer“ - er spürt, dass er durch die Liebe zu der Frau seinen Glauben an Jesus verloren hat und ihn so ein zweites Mal ermorden lässt. Viele Mönche mit Kapuzen umringen das Bett. Sie tragen Jesus so wie er Kreuz hing herein und Dr. Sand stößt ihm ein Schwert in Herz – das sieht man allerdings (zum Glück!) nicht, denn alles wird von den Mönchen mit Kapuzen verdeckt.

Als Papst Anastasius erwacht, erkennt er, dass er nur einen Albtraum erlebt hat.

 

Margarethe kommt zum Papst und bittet um Entschuldigung, dass sie nun nicht mehr Nonne werden kann. Sie will Heinrich Sand heiraten. Sie erzählt, dass sie ein unsichtbares Band spüren würde – genau so, wie es damals ihre Mutter und ihr Vater auch verspürt hätten. Sie will weiterhin Gutes tun – aber auf weltlicher Basis.

 

Ein unsichtbares Band“ – Papst Anastasius erkennt, dass man so eine Liebe nicht wegwerfen darf. Zusammen singen Papst, Margarethe, Eva und Dr. Sand das Lied. Jede der Personen hat einen anderen Bezug zu dem unsichtbaren Band, das alle verbindet.

Margarethe und Heinrich heiraten – und Schwester Maria fängt mit kindlich naiver Freude den Brautstrauß auf J.

 

Na, wenn das mal kein tolles Happy-End ist – aber nein, die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende, sondern nur der erste Akt. Wenn hier schon Schluss gewesen wäre, hätte man auch einen Groschenroman draus machen können. Wir waren aber schon zu diesem Zeitpunkt mehr als überrascht vom Stück und vor allem von den Darstellern – positiv überrascht! Die Darsteller sind perfekt zu den jeweiligen Rollen ausgewählt und konnten sowohl schauspielerisch als auch gesanglich voll überzeugen. Wir hatten keine Minute Langeweile und waren nun mehr als gespannt, was da im zweiten Teil noch kommen sollte.

 

2. Akt:

 

Acht Jahre sind vergangen und die Kirchenaustritte haben noch zugenommen. Der Papst ist in seiner privaten Kapelle und betet. Jesus (Marc Liebisch) erscheint ihm.

Jesus nun nicht mehr in der schwarzen Robe, sondern in einem kurzen weißen Lendenschurz. Man erkennt deutlich die Wunden an den Füßen und Händen und auch den Stich der Lanze in den Oberkörper erkennt man noch deutlich.

Jesus ist der Meinung, dass nur ein neues Wunder die Menschheit wieder zum Glauben zurückführen kann. Er bittet den Papst um Hilfe. „Irrlicht

Die sanfte, helle Stimme passt gut zu der Figur von Jesus, die er nun darstellt und wie sicher viele von uns sich diese Stimme auch vorstellen würden.

 

Der Papst empfängt den Wissenschaftler Dr. Spin, der ihm von dem neuestem Stand der Wissenschaft berichtet. Schon aus dem kleinsten Überbleibsel eines Lebewesens kann man einen Klon formen. Als die anwesenden Kardinäle das hören, fragt der Kurienkardinal: „Haben wir etwas von Martin Luther im Haus?“, was zu Gelächter unter den Kardinälen führt. Dr. Spin ist der Meinung, dass alle Reliquien Fälschungen sind – der Papst kann das widerlegen, denn er ist im Besitz der Dornenkrone von Jesus. „Golgatha“ singt nun der Papst. Ein klagendes Lied, das an die Leiden Jesus erinnert – wunderschön gesungen!

 

Dr. Spin fragt, was das für Partikel an der Dornenkrone sind. „Haut und Blutreste“ ist die Antwort des Papstes. Jesus ist während des gesamtes Gespräches anwesend und scheint den Papst dadurch zu beeinflussen. Er fordert den Papst auf, alles dafür zu tun, den Menschen den Glauben zurückzugeben – mit allen Mitteln. „Dr. Spin, mit Ihrer Hilfe will ich Gottes Sohn wiedererschaffen!“

 

Der Reporter Harry Peterson ist in einem afrikanischen Krisengebiet unterwegs und berichtet über die Arbeit der Ärztin Dr. Margarethe Sand. Sie tut alles was in ihren Kräften steht für die ärmsten der Armen – und überschätzt dabei ihre eigene Gesundheit.

Harry Peterson singt „Die Welt ist nicht verlor’n“. In Form einer Ballade schildert Peterson die dramatischen Ereignisse in Afrika. Nur wir selbst können die Welt noch ändern und dann ist auch diese Welt noch nicht verlor’n. Hinter dem großen Tuch, das gefärbt ist wie die Wüste Afrikas, können wir die Schattenbilder der Menschen sehen, die um Hilfe bitten und diese auch erhalten. Aufopfernd hilft Margarethe allen – bis sie sich selbst dem Ebola-Virus infiziert.

 

Sie wird ins Tropenkrankenhaus nach Rom gebracht und von „Spezialisten“ versorgt. Jesus fordert indessen den Papst wieder auf, ein großes Opfer zu bringen – seine Tochter. Aber sie soll nicht sterben, sondern ihr Körper soll der „Tempel für Jesus werden“ und ihm ein neues Leben schenken, um so den Teufel und die Ungläubigkeit zu besiegen. „Luzifer“ – in einer Vision sieht der Papst Jesus wieder am Kreuz, während die Mönche mit den Kapuzen ihn auf seinem goldenen Thron über die Bühne fahren. Luzifer scheint wieder zu erwachen und die Herrschaft über die Welt zu übernehmen – der Papst warnt die Christen vor dieser Gefahr und fühlt sich selbst dazu bestimmt, alle Christen zu retten.

Die Kulisse des Vatikan wird in dieser Szene so weit auseinandergefahren, dass in der Mitte in ein Kreuz entsteht, in das Jesus klettert. Eigentlich hätte zur besseren Verdeutlichung nur noch gefehlt, dass der „gefallene Engel“ auch vom Kreuz stürzt.

 

Dr. Sand und Eva Klein besuchen Margarethe im Krankenhaus. Ein Arzt mit merkwürdig hoher Stimme versichert, dass alles in Ordnung wäre und sie sicher bald wieder gesund wäre – später können wir sehen, dass Dr. Spin dieser Arzt ist.

 

Dr. Sand ist beim Papst und will sich für die Rettung von Margarethe bedanken. Er findet einen sehr merkwürdigen Papst vor, der von seltsamen Visionen, Geistern und der Wiedergeburt des Heilands erzählt. Er macht Sand Vorwürfe, dass er an der Zerstörung der Christenheit die größte Schuld trägt.

 

Sand geht zu Margarethe, die inzwischen tatsächlich wieder gesund ist, und findet sie überglücklich vor. Sie gesteht, dass sie schwanger ist. Gemeinsam freuen sie sich auf das erste Kind -   Wenn der Mond erwacht“.

Wenn es in diesem Stück etwas zu kürzen gäbe, dann wäre es diese Szene. Es ist zwar ein sehr schönes Lied, aber eigentlich versteht man doch schnell, um was es in dieser Szene geht – und kann sich nicht so wirklich mit den künftigen Eltern freuen.

 

Margarethe lässt sich bei einem Arzt untersuchen und erfährt, dass sie schon länger schwanger ist, als wegen ihrer Krankheit eigentlich möglich ist. Sie glaubt, dass sie vergewaltigt wurde und eilt zum Papst. Der aber ist überglücklich und gibt ihr zu verstehen, dass sie die Mutter des neuen Heilands sein wird. Er erklärt ihr, wie es zu dieser Schwangerschaft gekommen ist. Margarethe ist entsetzt und erkennt, dass dieser Papst verwirrt ist. Sie erfährt auch noch, dass der Papst ihr Vater ist und ist völlig entsetzt.

 

Darf das sein?“ fragt sich nun die verstörte Margarethe. Sie kann nicht verstehen, dass ein Mensch sich erdreistet, die Rolle von Gott spielen zu wollen und einen neuen Heiland erschaffen will. Sie will aber in diesem seltsamen Spiel keine Rolle spielen. Sie weiß keinen anderen Ausweg aus diesem Dilemma und stürzt sich aus einem Fenster des Vatikan!

 

Natürlich erfährt die Presse davon und berichtet sensationslüstern über das Ereignis. Harry Peterson will dieses Spiel nicht mehr mitmachen – und wird entlassen. „Sensationen“ – die Pressevertreter aus aller Welt stürmen nach Rom und wollen über den Fenstersturz der Tochter des Papstes berichten. Endlich wieder ein Skandal!

Diese Szene erinnert an ähnliche Szenen in „Elisabeth“ und „Jekyll und Hyde“, bei denen das Ensemble mit den neusten Zeitung über die Bühne tanzt.

 

Margarethe liegt im sterben und kann sich nur noch kurz von Heinrich verabschieden – „Ein unsichtbares Band“. Aus dem Sterbebett verzeiht sie ihrem Vater. Der eilt noch zu ihr, kommt aber zu spät. Und wieder ist die Presse zur Stelle und berichtet diese Sensation.

 

Dämonen“ – der Papst fleht seinen Gott um Hilfe an und erkennt, dass es ein Dämon ist, den er da verehrt hat. Aus Jesus ist der Teufel geworden.

 

Gabriel und Eva treffen sich noch einmal. Der Kurienkardinal fordert den Papst auf, seine Pflicht zu tun – egal was passiert ist. Über alle Vorfälle soll der Mantel des Schweigens gehüllt werden – es gab nie eine Tochter des Papstes!

 

Eva singt „Die Republik des Himmels“ und singt davon, dass ihr Weg durch Mauern aus Stein gegangen ist. Sie erzählt von ihren Zweifeln, die nun aber endlich zurück durch die Nacht und die Kälte ins Glück führt.

 

Die Kardinäle in ihren roten Mänteln treten aus der Dunkelheit hervor. Der Kurienkardinal fordert auf, dass „das Haus“ weiterleben muss, die Idee muss weiterleben – egal wie! Gabriel erkennt, dass das nicht mehr sein Weg sein kann. Er legt die Papstinsignien ab. „Du sollst keine Götter haben neben mir“ singen die Kardinäle und engen den Kreis um den ehemaligen Papst immer weiter ein – „Der Mund Gottes“.

Gabriel legt sein Amt nieder! Er will als Mensch Gabriel Schönkind nach seinem Herzen leben und nie wieder an ein Bild von Gott glauben. Er zerbricht seinen Bischofsstab. Das kann der Kurienkardinal nicht mit ansehen. Er nimmt den zerbrochenen Bischofstab und stößt ihn Gabriel in den Rücken, der in den Armen von Eva stirbt.

 

Die Kardinäle in ihren steifen roten Roben kommen auf die Zuschauer zu. „In Nomine Patris“ – als Rap gestehen sie als ehemalige Päpste ihre Verfehlungen und schlüpfen langsam aus ihren steifen Kutten, die eher eine Rüstung zum Schutz waren denn eine Tracht. Auch Gabriel kommt dazu – in ziviler Kleidung.

 

Das letzte Lied geht wirklich durch Mark und Bein, man bekommt es nicht mehr aus den Kopf und versucht, den umfangreichen Text zu verstehen – was aber erst nach mehrmaligem Hören der CD möglich war. Stark! – und ganz viel Stoff zum Nachdenken!

 

Das Publikum feierte das großartige Ensemble mit Standing Ovations – verdient wie ich finde!

 

 

Hörprobe von „In Nomine Patris“: http://www.musicalworld.ch/flash/inp_single_teaser_all.swf

- allerdings in anderer Besetzung als in München !!

Den Text füge ich hier nun Ausschnittweise ein, weil er aussagekräftiger als jede Schilderung ist:

 

IN NOMINE, IN NOMINE, IN NOMINE PATRIS ...
Verzeih uns're Angst vor Fortschritt und Wissen

Erhaltung der Macht war unsere größte Prämisse

Wir zerstörten, was fremd schien, zensurierten Deine Worte

Erklärten Schriften für heilig oder von übler Sorte.


Verzeih, dass wir Giordano Bruno*¹ verbrannten,

weil wir ihn und seine unendliche Weisheit verkannten

dass wir Meister Eckhart und seine Schüler "buhlten"

und uns dabei suhlten in unserem endlosen Nichtwissen.


Vergib uns die Pogrome an Albigensern und Katharern,**²

eineinhalb Millionen Morde in Deinem Namen

Verzeih, dass durch uns Konstantinopel zerbrach,

als Rom seinen Bruder in den Rücken stach.
IN NOMINE, IN NOMINE, IN NOMINE PATRIS ...


Verzeih, dass wir alles Weibliche noch immer verdrängen

Und die Frauen unsre Schwestern im Geiste nicht kennen

Dass wir ihnen heute noch immer das Priesteramt verwehren

Und ihrer sanften Liebe damit den Rücken kehren


Verzeih, die Unzähligen, die ihren Vater nicht kennen

weil wir als Päpste zu feig waren, unsere Namen zu nennen

nach außen hin rein, leugneten wir jede Tat

doch heimlich pfiffen wir ALLE auf das Zölibat.


Wir bauten eine ausschließlich männliche Religion

Wir vertrauten nur dem Vater, dem Geist und dem Sohn

Doch in der Stille unsrer Herzen, da weinen wir ...
... seit Jahrhunderten schon ...

... seit immer schon ..

... denn wir haben Sehnsucht ...

... so große Sehnsucht ...

... nach einer Frau ...

... einem Kind ...

... einer Tochter vielleicht ...?

Denn auch ein Papst hat Recht auf Liebe!
IN NOMINE, IN NOMINE, IN NOMINE PATRIS ...

 

Verzeih, dass wir die Schwulen stigmatisieren
Im 21. Jahrhundert noch immer stigmatisieren
Obwohl so mancher von uns in der Dunkelheit
Sich von Mann zu Mann in Liebe vereint.


Verzeih, dass wir den Menschen die Präservative verboten
Wir verseuchten ihr Blut mit HIV - Todesboten
Und das taten wir alles, um die Familie zu ehren
Oh Gott, was verstehen WIR schon von Familie?


Verzeih, dass wir den Apostel zum Maurenschlächter machten
dass wir anfangs an Kooperation mit Hitler dachten
Verzeih unser Wegsehen beim Judenmord
Durch uns wurde die Welt ein Höllen-Ort


Denn das Paradies ist dort, wo die Liebe wohnt
Nicht dort wo dein Vertreter auf Erden thront
der in blasphemisch überheblicher Unfehlbarkeit
Sein Urteil fällt über DEINE Wirklichkeit!
IN NOMINE, IN NOMINE, IN NOMINE PATRIS ...
ET FILIAE

usw.

 

Er wurde wegen Ketzerei und Magie durch die Inquisition zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Im Jahr 2000 erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht.

 

Die Albigenser verurteilten jede Form der Materie. Nur eine reine und spirituell ausgerichtete Existenz führe zur Erlösung und verheiße ein von allem irdischen Ballast befreites Leben nach dem Tod. Verfehlungen hätten dagegen die Wiedergeburt der Seele in einer neuen sterblichen Hülle, als Mensch oder Tier, zur Folge - eine Vorstellung, die dem Buddhismus nahe steht. Die traditionelle christliche Kirche mit ihrem korrupten Klerus und ihrer riesigen Anhäufung materiellen Reichtums hielten sie für ein Machwerk Satans, welches es zu vernichten gelte.

 

 

 

Mein Fazit:

 

Dass ein Musical nicht die Lösung aller Fragen dieser Welt – und besonders der Religion – liefern kann, dürfte jedem klar sein. Aber man bekommt sehr viele Denkanstöße, die man in dieser Offenheit selten erfährt. Mutig dieses Musical gerade im katholischen München uraufzuführen!

 

Bernd Stromberger hat nicht einfach alle Phrasen, die man lesen und hören kann, aufgegriffen, sondern man merkt, dass er sich ausführlich und tiefgründig mit dem Thema befasst hat. Dass der Autor uns dann aber trotzdem keine Lösung vorgibt, sondern uns praktisch mit allen aufgeworfenen Themen stehen lässt, finde ich für dieses Stück die richtige Entscheidung. Jedes angenommene Ende hätte Befürworter und Gegner auf den Plan gerufen. So kann und muss sich jeder Besucher seine eigenen Gedanken machen und nach einer für ihn passenden Lösung suchen – ob er die innerhalb oder außerhalb der Kirchen sucht, bleibt ihm freigestellt. Dass es keine allgemeingültige Lösung gibt, beweist der Verlauf der Geschichte seit über 2000 Jahren, denn warum sonst sind so viele Kriege nur wegen unterschiedlicher Glaubensauffassungen entstanden.

 

Dass es kein Thema gibt, das nicht auch hinter Kirchenmauern vorkommen kann, lesen wir fast täglich in den Zeitungen. Ob nicht vielleicht ein krankes Gehirn auch schon einmal über die Wiedergeburt Jesu nachgedacht hat? Wer von uns kann das ausschließen? Vielleicht war dann – für uns sicher zum Glück – auch eine Margarethe da, die bei diesem „Spiel“ nicht mitmachen wollte.

 

Wir waren wie geplättet als wir das Theater verließen. Wir waren ohne große Erwartungen in das Stück gegangen und wurden auf ganzer Linie positiv überrascht.

>         Ein Musical mit einem Thema, das zum Nachdenken und Nachlesen auffordert

>         Ein Musical mit einer komplett großartigen Besetzung – vom Papst bis zum Ensemble

>         Ein Musical mit vielen sehr schönen Liedern, die ich mir z.T. auch in Galas sehr gut vorstellen 

             kann und die uns noch lange im Ohr blieben

>         Ein Musical mit einer Choreographie, die so stimmig und passend zum Stück ist, dass man

             sie fast nicht wahrnimmt

 

 

Was gibt es Negatives?

Am Stück selbst habe ich nichts zu mäkeln gefunden.

Etwas störend empfanden wir die viel zu engen Stuhlreihen, die keine Möglichkeit boten, die Füße einmal anders hinzustellen. Vielleicht wären da ein paar weniger Reihen, aber dafür bequemer, sinnvoller gewesen.

Den Kartenpreis finde ich auch sehr hoch gegriffen, was man sicher auch an den leeren Stühlen erkennen konnte.

 

Was war Positiv?

Die wirklich freundlichen Mitarbeiter des Deutsches Theaters fielen uns besonders auf.

Auch dass ausreichend Parkplätze – dazu auch noch bewacht – angeboten werden,

auch dass das Orchester live spielte, auch wenn man es vom Zuschauerraum aus nicht sehen konnte.

 

 

Zu den Darstellern:

 

Dean Welterlen – Papst Anastasius Christus / Gabriel Schönkind

Unser Fehler, dass wir diesen großartigen Musical-Darsteller vorher noch nie gesehen bzw. gehört hatten. Er hat schon sehr viel an deutschen und österreichischen Bühnen gearbeitet. Seine überaus angenehme, aber trotzdem kräftige und ausdrucksstarke Stimme konnte uns überzeugen. Schauspielerisch konnte er den zerrissenen Papst ebenfalls sehr gut darstellen.

 

Cornelia Zenz – Eva Klein

Sie spielte die reife, in der Jugend tief verletzte, Frau sehr gut. Ihre starke Stimme passte genau zur Rolle.

 

Jasmina Sakr – Margarethe Klein

Absolut überzeugende Darstellung – von der jungen Novizin mit vielen Träumen, über die verliebte junge Frau am Scheideweg bis zur schwangeren Frau, die in ihrer Verzweiflung keinen Ausweg weiß. Ihre schöne, klare Stimme, die auch die hohen Töne gut getroffen hat, konnte uns überzeugen.

 

Patrick Stanke – Dr. Heinrich Sand

Eine Rolle, die fast keine Entwicklung während des Stückes macht. Vom Wissenschaftler, der trotz seiner genialen Weltformel leer und hohl ist, über den verliebten jungen Mann bis zum werdenden Vater – viele Möglichkeiten die sicher vorhandene Klasse zu zeigen, bot sich da nicht. Trotzdem hat Patrick Stanke seine Rolle mit Leben gefüllt und mit angenehmer Stimme die Duette gesungen.

 

Marc Liebisch – Jesus

Eine sehr schwierige Rolle! Jesus, den wir uns doch eigentlich alle als liebenswerten Menschen vorstellen, als fordernden, nie zufriedenen Mann darzustellen, ist sicher keine leichte Aufgabe. Marc Liebisch hat die Rolle des Jesus mit junger, sehr angenehm klarer Stimme gesungen.

Dann die Wandlung zum Dämon – die Stimme machte die Wandlung mit und selbst wenn man nicht hingesehen hätte, hätte man deutlich gespürt, dass da nun eine andere Figur auf der Bühne ist. Dämonisch schrill, teilweise böse, so sang er die Rolle des Luzifer. Eine sehr gute Leistung, wie wir finden!

Sicher ist es nicht leicht, eine so bekannte Figur zu verkörpern, die auch noch die Zeichen des Kreuzes erkennen lässt. Marc meistert diese Gratwanderung mit sehr viel Einfühlungsvermögen.

 

Sissy Staudinger – „Schwester Maria“

Eine typische Ordensschwester J - streng, nachsichtig, fromm und dem Heiligen Vater fast schon hörig. Herrlich komisch wie Schwester Maria dem Papst gegenüber steht – wie in einer ganz anderen Welt. Und als sie bei der Hochzeit den Brautstrauß fängt, sie die Nonne, und sich fast kindlich naiv darüber freut – klasse!

Und falls sich nun jemand fragt, warum Sissy hier „nur“ im Ensemble mitspielt, dann sollte derjenige einfach einmal eine Vorstellung besuchen, denn nur mit so starken und tragenden Stimmen wie der von Sissy, ist ein Ensemble komplett.

 

 

Hinweis:

Dieser Bericht gibt meine eigenen Eindrücke wieder. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass ich hier alles wortgetreu wiedergegeben habe – dazu war das Stück zu vielschichtig und mit zu vielen Fakten bestückt. Ich versichere aber, dass ich mein Bestes versucht habe J

Die auf dieser Seite wiedergegebene Meinung ist nur meine eigene – andere sehen das Stück anders und empfinden dabei anders. Das Thema dieses Musicals wird sicher immer zu Diskussionen führen – vielleicht ist das ja sogar im Sinne des Autors.

Wir waren ohne große Erwartungen nach München gefahren und haben spontan noch eine zweite Vorstellung gebucht, weil wir absolut begeistert waren. Deshalb kann ich das Stück nur weiterempfehlen und finde es schade, dass es nur ca. 4 Wochen in München aufgeführt wird.

 

Gudrun Kauck, im Oktober 2008

 

>>> Szenenfotos „In Nomine Patris“

 

>> Backstagefotos „In Nomine Patris“

>> Backstage mit Marc Liebisch

>> Backstage mit Sissy Staudinger

 

>> Schlussapplausfotos vom 18.10.2008

>> Schlussapplausfotos vom 07.11.2008

>> Schlussapplausfotos vom 08.11.2008

 

 

 

So etwas freut mich als Musical-Laie dann doch immer ganz besonders:

Bernd Stromberger zitiert auf seiner Website http://www.musicalstorydesign.com/ aus meinen obigen Bericht über das Musical „In Nomine Patris“:

 

>> In Nomine Patris - Presse und Meinungen

 

 

 

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