Geschichtliches
über Hailer
- Vom Königshof zum
Bauerndorf - Hailer in
chronologischer Auflistung
- Eine Landgemeinde, die
keine Steuern kennt – Hailer 1932 |
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Dies ist eine
beglaubigte Kopie aus dem Jahr 1550 der in lateinischer Sprache verfassten Urkunde aus dem Jahr 1207, in der Hailer erstmals erwähnt
wird. Eine kaiserliche Privilegienbestätigung – jetzt im
österreichischen Staatsarchiv Wien |
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Über die
Jahrhunderte wird der Ortsname Hailer in unterschiedlichster Schreibweise
überliefert: Heiler, Heyleyrs, Heyleres,
Heilers, Hailir, Hyller, Haylar, Hailern Da früher meist in
mündlicher Überlieferung ein Name weitergegeben wurde und nur ab und an ein
Schreibkundiger den Namen dann zu Papier gebracht hat, ist es durchaus
üblich, dass Orts- und auch Familiennamen unterschiedlich geschrieben wurden. Die
wahrscheinlichste Annahme des Namensursprungs von Hailer liegt bei dem Personennamen
„Heilo“. Er war ein Adliger aus
dem näheren Umfeld zu Karl dem Großen (also um 800 n.Chr). Möglicherweise war
Heilo derjenige, der zu Zeiten Karls des Großen den fränkischen Königshof
bewohnte, auf dessen Resten sich die heutige Gemeinde gründete. Königshöfe wurden
überall da angelegt, wo der überregionale Weg des Kaisers gesichert werden
musste. Sie waren direkt dem Reiche unterstellt. In früheren Zeiten reisten
die Kaiser ständig durch ihr Land – nur Präsenz konnte ihre Stellung sichern!
Da nahe des heutigen Dorfes früher ein sumpfiges Gelände war, musste die
Straße durch Knüppeldämme befahrbar erhalten werden. Dies und auch die
Sicherheit und Versorgung des reisenden Hofstaates wurde durch die Königshöfe
gesichert. Da Orte, die sich
auf Personennamen gründen, eigentlich immer einen Zusatz hatten wie –husen
oder -dorf, kann man annehmen, der bei Hailer im Laufe der Zeit verloren
gegangen zu sein scheint. Im süddeutsche
Raum ist Hailer auch als Familienname weit verbreitet. |
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Versuch einer
Chronik von Hailer: (noch im Aufbau) |
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500
v.Chr. |
Keltische Siedlung am Fuße des Sonnenberges
(nahe Goldhohl) |
9. Jh. n.Chr. |
Vermutlich erste Siedlung als fränkischer
Königshof an der heutigen Stelle. |
Febr. 1182 |
Kaiser Friedrich Barbarossa reist durch
Hailer nach Gelnhausen |
1207 |
Erste urkundliche Erwähnung – Übertragung der
Eigentumsrechte eines Gutes in der Gemarkung Hailer an die Nonnen der
Meerholzer Klosters |
1236 |
Kaiser Friedrich II. nimmt Hailer (neben
anderen Orten) unter seinen Schutz |
1251 |
Ein kaiserlicher Vilicus namens Wigand ist in
Hailer (Heyleres) sesshaft |
1288 |
Erneuter Tausch von Gütern mit dem Kloster
Meerholz. Der „Königshof Hailer“ mit seinem Besitz um das Läuthäuschen bis
zur „Sausta Herberge“ blieb direkt dem Reich, bzw, den Burgmannen Gelnhausen,
unterstellt. |
Ab 1299 |
Die Herren von Blumechin (Blümchen) erhalten
den Königshof über mehrere Generationen als Reichslehen. Der „Blümchens
Grund“ als Straßenbezeichnung „Blümchesgrund“ bleibt bis heute erhalten. |
1366 |
Konrad von Breitenbach verkauft Berthold von
Hailer und seiner Frau Jutta einen Acker in Meerholz |
1390 |
Zehntbefreiung des Klosters Meerholz vom
Weinzehnten im Bechtoldsstück in Hailer |
1394 |
Heinrich Quittenbaut als Besitzer des
Königshofes erwähnt |
ab 1400 |
Kupfererzförderung am Rauenberg |
1419 – 1648 |
Kalkbrennerei in den Kalkgruben westlich von
Hailer (heute innerhalb der Ortschaft) |
1521 |
Ludwig von Fischborn wird als Besitzer des
Königshofes erwähnt |
ab 1610 |
Ysenburger Bergbau, Gold-, Silber- und
Kupferbergbau bei Hailer |
um 1620 |
Aus dem Stollen „Goldhohle“ wird so viel Erz
gefördert, dass daraus Gold- und Silbermünzen geprägt werden können – die
„Heiler“-Taler |
1623 |
Vermutliches Ende der ersten Ysenburger
Bergbauperiode |
1630 |
Der 30jährige Krieg kommt auch nach Hailer.
Fünf Häuser werden zerstört. |
1680 |
Verstirbt der
Schultheis Heyl im Alter von 100 Jahren. Sein Verdienst muss in der
Nachkriegszeit liegen. Leider gibt es nicht viele Überlieferungen aus dieser Zeit.
Nach ihm wurde um 1900 die Heylstrasse (vorher Hauptstrasse) benannt. |
1697 |
Die Hailerer Schächte werden wieder geöffnet
und der Bergbau wieder in Gang gesetzt |
1709 |
Brunnen vor dem Sauste Hof wird gebaut – 12 m
tief, mit Sandstein gemauert |
1730 |
In Hailer findet eine Hinrichtung statt –
Anton Nadler hatte einen Menschen erschossen. |
1743 |
Eine Kapelle, mundartlich „Läuthäusi“, wird an der westlichen Pforte
errichtet |
1772 |
Stilllegung des Grubenfeldes „Goldhohl“ |
1793 |
Die Glocke für das Läuthäusi wird gegossen.
Noch heute läutet sie um 11 Uhr den Mittag ein und geleitet die Verstorbenen
bis zum Grab |
1810 |
Die Gelnhäuser Strasse wird angelegt – eine
Ortsumgehung außerhalb der südl. Wehrmauer |
1816 |
Zweimaliges Hochwasser während der Heuernte,
was zu einer Hungersnot führte |
1834 |
Gute Weinernte am Hailerer Weinberg, dem
südlichen Abhang des Sonnenberges |
1849 |
Einebnung der Grubenanlagen „Goldhohl“ zur
Nutzung als Ackerland |
1865 |
Bau der Frankfurt – Bebraer Bahn |
1870 |
23 Männer aus Hailer zogen in den Deutsch –
Franzöischen Krieg |
1871 – 1911 |
Manganerzförderung am Heiligenkopf, jedoch
keine nennenswerte Förderung |
1881 |
Das erste Gebäude jenseits der Landstraße
wurde errichtet – das Gasthaus Spieker |
1904 |
Die Freigerichter Kleinbahn nimmt den Betrieb
auf - von Gelnhausen über Niedermittlau und das
Freigericht nach Langenselbold |
1912 – 1924 |
Manganerzabbau im „Lünig“ |
1914 |
Elektrische Beleuchtung in Hailer |
1918 |
Brand im Ringofen des Tonwerks – schneller
Wiederaufbau |
1922 |
Umwandlung des Manganerzabbaus in „Ton- und
Kalkwerke Hailer“ |
1925 |
Grundsteinlegung der Turnhalle |
1938 |
Militärverwaltung Gelnhausen kauft die
Goldhohle |
1943 |
400-jähriges Bestehen der Gastwirtschaft
„Saust“, Gasthaus der „Kinzigtaler Zünfte“ |
1954 |
Der auf Hailerer Gebiet liegende Bahnhof
„Meerholz“ wird in Bahnhof „Hailer-Meerholz“ umbenannt |
1955 |
Die Abwasserkanalisation wird geplant und in den
folgenden Jahren auch gebaut |
1955 |
Einstellung der Freigerichter Kleinbahn für
Personenverkehr |
1957 |
Der sächsische Fabrikant Klee erwirbt die
Gruben – jetzt „Tonwerk Hailer“ |
1961 |
Erbengemeinschaft Klee verkauf das Tonwerk
Hailer an Fürst Otto Friedrich von Ysenburg-Büdingen, noch heute im
Bergwerksverzeichnis eingetragener Besitzer der Manganfelder |
1962 |
Umzug in das neu errichtete Schulhaus –
Mittelpunktschule für Hailer und Meerholz |
1963 |
Stilllegung der Freigerichter Kleinbahn |
1969 |
Großfeuer vernichtet die Fabrikanlagen des
Tonwerks Hailer – kein Wiederaufbau |
1971 |
Die Dorfgeschichte Hailer endet mit der
Eingemeindung in die Kreisstadt Gelnhausen |
1981 |
Der Gesangverein Frohsinn Hailer übernimmt den
Kleinbahnhof als Vereinsheim |
2007 |
800 Jahrfeier in Hailer |
2012 |
Am 24.06.2012 wird der Kulturweg Hailer
eingeweiht. Der Weg hat 6 Stationen und ist 6 km lang. |
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Da es keine
Überlieferungen des Königshofes gibt, fällt es recht schwer, sich diesen
vorzustellen. Der Königshof umfasste ungefähr ein Gebiet von 6 ha – also
ungefähr das Gebiet der östlichen Heylstrasse. Zum Königshof gehörte das
Herrenhaus, die Herberge (abseits vom Herrenhaus), eine Kapelle, die
Wirtschaftgebäude und ein Baumgarten. Die meisten Königshöfe entstanden in
fränkischer Zeit und sicherten die Reisewege – sowohl durch Reparaturen der
Wege als auch durch Schutz für die Reisenden. Die Straße führte mitten durch
den Hofraum des Königshofes und dürfte sich im Lauf der Jahrhunderte nicht
viel verändert haben – er entspricht also in etwa noch dem heutigen Verlauf
der Heylstrasse. Später kamen dann
weitere Häuser und Gehöfte dazu. Es wurde in fränkischer Bauweise gebaut –
also Dreiseit-Höfe mit einem eingeschossigen Wohnhaus. Alle Gebäude waren in
Fachwerktechnik gebaut. Ludwig Bickell,
der Landeskonservator, der Ende des 19. Jahrhunderts eine Bestandausnahme
aller Bauten in Hessen machte, bezeichnete die Heylstrasse in Hailer als eine
der schönsten Fachwerkstraßen im Altkreis Gelnhausen. Alle Geschäfte und
viele Bauerhöfe von Hailer befanden sich im 19. Jahrhundert an der
Heylstrasse: -
acht größere Bauernhöfe -
zehn mittlere Bauernhöfe -
drei kleine Bauernhöfe -
zwei Dorfschmieden -
drei Spezereigeschäfte -
eine Metzgerei -
zwei Gasthäuser -
eine Bäckerei -
eine Schneiderei -
eine Küferei -
ein Steinmetzbetrieb Hailer war früher
auch eine reiche Gemeinde. Die Bürger mussten keine Steuern zahlen, sie
bekamen ihr Holz umsonst und auch andere Vergünstigungen. Neuzugänge mussten
sich bei der Gemeinde „einkaufen“ – so z.B. meine Großmutter, die von Roth
nach Hailer heiratete und dafür bezahlen musste, dass sie in der Gemeinde
aufgenommen wurde. Bis Mitte des 19.
Jahrhunderts befanden sich alle Gebäude innerhalb des alten Ortskerns. Es gab
keine umlaufende Wehrmauer, da man die günstige Lage an einem Sumpfgebiet
geschickt nutzte. Man konnte mit wenig Aufwand - es gab nur zwei Wehrtürme – ein verhältnismäßig großes
Gebiet sichern, das Feinde ja nicht durch den Sumpf an das Dorf gelangen
konnten. Noch heute deuten
Straßenbezeichnungen wie „Brühlstraße“ auf sehr feuchte Gebiete hin. -
noch nicht komplett – |
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Eine Landgemeinde, die noch keine Steuern kennt! (Artikel in einer Frankfurter Zeitung im Jahr 1932) Zu den
Landgemeinden, die selbst heute noch, in einer Zeit allerstärkster Anforderungen
nach jeder Seite hin, ihre Einwohner von Steuern aller Art, gleich ob Real-,
Einkommen-, Bürgersteuer oder Kreisabgaben, dank eigenen Vermögens und
wohlbedachter Sparsamkeit freihalten können, zählt eine Gemeinde im engeren
Verbreitungsgebiet der F.N., nämlich der heute gegen 1000 Köpfe zählende Ort
Hailer im Kreise Gelnhausen. (Dieses Satzungeheuer
stand damals wirklich so in der Zeitung!!) .....Denn die
Steuerfreiheit des Ortes beruht lediglich auf seinem beträchtlichen
Eigen-Grundbesitz. Dieser war von jeher bedeutend und mag in alten Zeiten
noch dadurch vermehrt worden sein, dass in und nach dem Glaubenskriege einige
Ortschaften in der Nähe von ‚Hailer verfielen, deren Fluren dadurch in den
Besitz der Gemeinde kamen. Es handelt sich um „Weißkirchen“, „Pfaffenhausen“
und „Oetzingershausen“, die allesamt um den weit in das Kinzigtal
hineinschauenden „Sonnenberg“ herumlagen. (Das stimmt nicht so
ganz – die Orte waren schon vor dem Dreißígjährigen Krieg verlassen.
Vielleicht wurden die leerstehenden Häuser im Krieg noch geplündert und
niedergebrannt. Auch über die Ortbezeichnungen gibt es heute neue
Erkenntnisse) ....aber der Nutzen
der guten Hailerer ging früher noch weiter: Es mögen drei Jahrzehnte her
sein, da besaß ein jeder Ortsbürger neben seinem, die Pacht von etwa 2 Morgen
Wiesen betragenden „Ortsbürgernutzen“, auch noch sein Gemeindelosholz von
immerhin 6-8 rm pro Kopf !! ....Zur guten
wirtschaftlichen Lage des Ortes trug in früheren Jahren die nicht
unbeträchtliche Ton- und Kalkindustrie merklich bei. (Das hat sich dann
aber sehr schnell geändert, denn schon in den dreißiger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts wurden viele Hailerer Bürger zum freiwilligen
Arbeitseinsatz „verpflichtet“. Heute ist von dem Reichtum der Gemeinde aus
vergangener Zeit nichts mehr erhalten. Z.B. wird das Gebiet der ehemaligen
„Höhlerchen“, der Mülldeponie, ja gerade von der Stadt Gelnhausen (in die
Hailer seit 1971 eingemeindet wurde) verkauft.) |
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G.K.
– 2005/07 |
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