Gudrun’s
Ahnen
Familiennamen
u.a.: |
Wie kommt man
dazu, seine Ahnen zu erforschen? Sicher wollte doch
jeder von uns schon einmal wissen, woher er stammt? – von wem er abstammt?
Warum es bestimmte Erbstücke gibt, die besonders behütet werden? Woher
bestimmte Eigenschaften oder Eigenarten stammen könnten? Das war bei mir
nicht anders. Ich habe vor ca.
20 Jahren damit angefangen, die noch bekannten Personen zu einem Stammbaum (eigentlich
eine Ahnentafel und eine Ahnenliste) zusammenzufügen. Aus dem kleinen Anfang
wurde immer mehr und irgendwann verbrachte ich viele Stunden in zumeist
leeren, ungeheizten Pfarrhaus-Räumen und stöberte in den alten
Kirchenbüchern. Diese Daten ergänzten den Stammbaum immer mehr. Durch einen
entfernten Verwandten, der sich sehr intensiv mit Familienforschung
(Genealogie) beschäftigt, erhielt ich glücklicherweise viele sehr nützliche
Unterlagen, die meine Aufzeichnungen ergänzten. Aber auch durch Fachschriften,
Bücher und Veröffentlichungen konnte ich Hinweise finden und die Namen und
Daten vervollständigen. Es bleibt aber
immer ein kleines Fragezeichen hinter den Eintragungen, denn die alten
Unterlagen sind nicht immer eindeutig zu lesen (siehe Foto Kirchenbuch Langenthal). Leider sind besonders im 30-jährigen Krieg,
aber auch bei anderen Kriegsereignissen oder z.B. Bränden, viele wertvolle
Aufzeichnungen für immer vernichtet worden. Meine Ahnentafel,
also nur meine direkten Vorfahren, umfasst derzeit 405 Personen, wobei einige
doppelte bzw. dreifache Verwandtschaften die Anzahl noch erhöhen. Die
ältesten, nachweisbaren
Ahnengenerationen liegen 25 Generationen zurück – im 12.-13.
Jahrhundert. Dass es aus dieser Zeit überhaupt Aufzeichnungen gibt, grenzt
schon an ein Wunder. Zur Erinnerung: Im 12. Jahrhundert lebte Kaiser
Friedrich Barbarossa. Die Staufer regierten das Land und man unternahm
Kreuzzüge ins Heilige Land. Man befand sich in der Zeit der Hochmittelalters,
die Lebenserwartung lag bei 30 Jahren, man aß mit den Fingern oder
Holzlöffeln und die Kartoffel war noch gänzlich unbekannt. – mich macht diese
Erkenntnis nachdenklich und demütig, denn daran erkenne ich sehr deutlich,
dass ich nur ein kleines Glied in einer großen Kette bin – aber vielleicht
bin ich ja auch ein Glied, das hilft, diese Kette zusammenzuhalten. Für alle
Ahnenforscher mit weniger Erfolg ein kleiner Trost: Bisher habe ich noch
keine Verwandtschaft zu Karl dem Großen gefunden – und das obwohl doch alle
Genealogen mit ihm verwandt sein sollen J |
Die Familie
Spieker in Hailer und Meerholz Die Kirchenbücher
in Meerholz sind sehr übersichtlich und deutlich, so war es mir in vielen
Stunden möglich eine Stammtafel für die in Hailer und Meerholz wohnenden „Spieker“
zu erstellen, die sich alle auf einen „Stammvater“ begründen – „Hanss
Spieker, Dreher, ein Hess aus Helmarshausen“. Dieser Hanss Spieker
(X.Ahnengeneration) ließ nach 1670 in Meerholz sieben Kinder taufen, von
denen ihn aber nur vier überlebten – zwei Jungs (Johann und Johann Conrad)
und zwei Mädchen (Margarete und Anna Katharina). Hanss Spieker verstarb am 25. Februar 1678 in
Hailer. Meine Nachforschungen
in Helmarshausen haben bisher leider keine konkreten Vorfahren von Hanss
Spieker ergeben. Der Name „Spieker“ (in verschiedenen Schreibweisen wie
damals üblich – Spicker, Spiecker, Spickelin, Spiker) ließ sich aber immerhin
im ältesten Kirchenbuch von Langenthal nachweisen. |
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Dies ist ein Original-Ausschnitt aus dem Kirchenbuch 1633-1733
von Langenthal Deutlich zu erkennen, dass die Schrift nur sehr schwer zu lesen
ist. |
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Den Nachnamen
„Spieker“ gibt es in Deutschland vermutlich mehr als 3000 Mal. Im
Main-Kinzig-Kreis gibt es über 60 Telefonbucheinträge mit dem Namen. Was der Name
„Spieker“ für eine Bedeutung hat, hat mich natürlich auch interessiert. Da
der Name sehr häufig in Norddeutschland vorkommt, dürfte seine Bedeutung auch
dort begründet sein. Es gibt verschiedene Deutungen für „Spieker“, von denen
mir die erste aber als wahrscheinlichste weil häufigste erscheint: 1. = Speicher (niederdeutsch: Spieker) – Getreidespeicher
– Scheune 2. = vierkantiger, eiserner Nagel, der beim Schiffsbau
verwendet wird 3. = Ortschaft bei Leer |
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Meine Ahnen
mütterlicherseits: Die Familie
Frickel in Roth und Niedermittlau Dieser
Familienzweig wurde von Jürgen Frickel sehr gründlich erforscht und die Daten
auch teilweise in der Fachschrift „Hessische Familienkunde“ veröffentlicht. Seine
Nachforschungen haben einen Hart Frickel (XV. Ahnengeneration) ergeben, der
zwischen 1466 und 1533 als Weingärtner in Roth (bei Gelnhausen) lebte.
Lückenlos lässt sich die Familie Frickel danach in Roth nachweisen, bis
Johann Konrad Frickel im Jahr 1820 Katharina Elisabeth Gottfried
heiratet, die aus Niedermittlau stammte. Diese Heirat begründet die Familie
Frickel in Niedermittlau. |
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Ein Vorfahre der
o.g. Katharina Elisabeth Gottfried war der sehr bekannte und geschätzte
„Kammer-Rath“ Georg Daniel Hörle 1660-1735 (X. Ahnengeneration), Keller der
gräflichen Rentkammer in Meerholz. Als Besoldung erhielt Hörle den Mönchshof in
Niedermittlau, ein ehemaliges Gut des Prämonstratenser Klosters
Langenselbold. Er und seine Ehefrau Katharina stifteten der Kirchengemeinde
Abendmahlsgeräte und wurden unter dem Altar der Laurentiuskirche in
Niedermittlau beigesetzt. Meine Großmutter erzählte mir noch von dem
„Hörle-Stuhl“, einem besonders ausgestatteten Bereich der Laurentiuskirche
(Beamten-Stand), in dem nur die unmittelbaren Nachkommen der Hörle-Familie
sitzen durften. Leider wurde bei der Renovierung der Kirche der „Hörle-Stuhl“
unwiederbringlich vernichtet – siehe
auch Fotos unten Die Familie Hörle
war zuvor in Niederwöllstadt, Butzbach und Wetter ansässig, stammte aber in
den ältesten bekannten Generationen aus Frankenberg. Johann Hörle (XIII. Ahnengeneration) wurde als Sohn von
Johann Hörle und Catharina von Sassen in Wetter geboren. Er heiratete in die
angesehene Marburger Bürgerfamilie Lyncker ein, die über mehrere Linien auch
im Stammbaum Goethes vorkommen. |
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Die Laurentius-Kirche in Niedermittlau Links: Epitaph von Georg Daniel und Katharina Hörle mit den
Wappen von „Hörle“ und „Weigel“ Rechts: Die Kirche vor der Renovierung – der Hörle-Stuhl befand
sich rechts neben dem Altar |
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Die Familie
Lyncker (auch Lüncker oder
Lincker) Die Lynckers waren
eine einflussreiche und wohlhabende Bürgerfamilie aus Marburg, die auch heute
noch weitverzweigt in ganz Deutschland wohnen. Elisabeth Lyncker,
die Ehefrau vom o.g. Johann Hörle, war die Tochter von Daniel Lyncker d.Ä.
(1504-1584) und Apollonia Orth (1511-1586). 1578 feierten ihre
Eltern, Daniel und Apollonia Lyncker, Goldene Hochzeit und schrieben
damit Geschichte, denn ihre Feier ist die erste Goldene Hochzeit, die in
Deutschland gefeiert werden konnte.
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Die Familie Orth Apollonia Orth,
die Ehefrau von Daniel Lyncker d.Ä., war die Tochter von Johann Orth d.J. (XVI. Ahnengeneration), der mit
Elisabeth von Twern verheiratet war. Sein Vater war Antonius Orth, der auch
als „Donges“ bezeichnet wird. Antonius Orth war vermutlich mit
Margarethe von Sassen verheiratet – manche Quellen vermuten auch Margarethe
von Mardorf. Seine Ehefrau wird allgemein nur als „die Dongesen“ bezeichnet.
Antonius Orth war Bürgermeister in Marburg. Zusammen mit seinen Brüdern
Johann und Paul wurde ihm für besondere Verdienste bei der Verteidigung von
Neuss vor Herzog Karl dem Kühnen von Kaiser Friedrich III. 1475 ein Wappen
verliehen. |
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Die ältesten
nachvollziehbaren Generationen Die Ehefrau von
Johann Orth d.J. entstammte der Familie von Twern,
die sich über viele Generationen bis ins Jahr 1195 zurückverfolgen lassen.
Gerhard von Twern 1195-1243 (XXV. Ahnengeneration) wird in Zwehren bei Kassel als Ritter erwähnt. Hermann von Twern
war mit Hillebracht Rotzmul ~1447-~1522 (XVI. Ahnengeneration) verheiratet. Die
Familie Rotzmul lässt sich zu Sibold Rotzmul (XXII.
Ahnengeneration) zurückverfolgen, der Bürger in Fulda
war und 1263 dort verstirbt. Ebenfalls mit der
Familie von Twern verwandt ist die Familie von
Seelheim. Sophie Zule von Seelheim 1365-1425 (XIX. Ahnengeneration) war mit Otto von
Twern verheiratet. Zurückverfolgen lässt sich die Familie von Seelheim bis
zur XXV. Ahnengeneration – Günther von Seelheim 1215-~1243. Er war Bürger in
Amöneburg und gehörte vermutlich zu den Burgmannen. Gleich doppelt
verwandt sind unsere Vorfahren mit der Familie von
Sassen. Johann Hörle war mit Catharina von Sassen 1489-1548 (XIV. Ahnengeneration) verheiratet und
wahrscheinlich (s.o.) war auch Antonius Orth mit einer Margarethe von Sassen (XVI. Ahnengeneration) verheiratet, die
1499 verstorben ist. Die von Sassen lassen sich zurückverfolgen bis zu
Angelus von Sassen, der 1154 eine Tochter von Wigand Schieferstein heiratet.
Die Familie von Sassen wohnte in Friedberg und muss wohlhabend gewesen sein,
denn ein Wigand Angelus (Engel) von Sassen stiftet den Altar für das Kloster
Arnsburg und vermacht dem Kloster Liegenschaften in der Wetterau. |
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Diese Ausführungen
sind nur ein kleiner Einblick in meine „Forschungen“. Natürlich bin ich aber
immer daran interessiert, die vorhandenen Daten und die
Verwandtschaftsverhältnisse zu ergänzen, allerdings wird das mit zunehmendem
Alter der Unterlagen immer schwieriger und zeitaufwendiger. Wer mir mit
Informationen weiterhelfen kann, darf sich gerne unter mail@gudrun-kauck.de
bei mir melden! |
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Gudrun Kauck, geb. Spieker, 1989-2009 |
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Quellenverzeichnis (sicher nicht vollständig) Hessische Ahnenlisten Hessische Familienkunde Aufzeichnungen von Jürgen Frickel „Goethes Ahnen“ von Dr. Carl Knetsch „Tagelöhner, Zunftmeister, Stadtschreiber“ von
Christopher Ernestus 2005 Kirchenbücher von Meerholz, Niedermittlau,
Altenhasslau, Langenthal usw. |