Barbarossastadt Gelnhausen – Kaiser Friedrich I.
Kaiser
Barbarossa und seine Verbindungen zu Gelnhausen
Friedrich I. (1122 – 1190)
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen von 1155-1190 |
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Was könnte den
staufischen Kaiser Friedrich I., wegen seines roten Bartes genannt „Rotbart“
oder auf italienisch „Barbarossa“, dazu bewogen haben, die Stadt Gelnhausen
zu gründen und an dieser Stelle eine seiner Kaiserpfalzen im Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nationen zu errichten? Diese Frage
beschäftigt mich schon recht lange, deshalb habe ich versucht, die Verbindung
von Barbarossa zu Gelnhausen einmal zusammenzufassen. |
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Friedrich I., genannt
Barbarossa, wurde etwa 1122 vermutlich auf dem Hohenstaufen geboren. Sein
Vater war Friedrich II., der Einäugige, Herzog von Schwaben – seine Mutter
Judith, aus dem Geschlecht der Welfen, die Tochter Heinrich des Schwarzen.
Beide Eltern stammten also den dominierenden Herrschergeschlechter ihrer Zeit
an. Als Friedrich ca.
acht oder neun Jahre alt war, verstarb seine Mutter. Sein Vater heiratete ca.
1133 zum zweiten Mal – Agnes von Saarbrücken, eine Tochter des Grafen
Friedrich von Saarbrücken und seiner Gemahlin Gisela von Selbold-Gelnhausen. Diese
(Stief-)Großmutter Gisela scheint in dem kleinen Friedrich die Liebe zu
Gelnhausen, zu der Landschaft und den Menschen dort, geweckt zu haben. Sicher
gründet auf diesen Verwandtschaftsverhältnissen auch die Gela-Sage –
vielleicht wurde Gisela ja wie damals üblich kurz „Gela“ gerufen? Der kleine
Friedrich wurde 1147 als Friedrich III. zum Herzog von Schwaben, 1152 zum
deutschen König und 1155 schließlich zum Kaiser des „Heiligen Römischen
Reiches“ und somit einer der mächtigsten Männer seiner Zeit. |
Cappenberger Kopf – Skulptur ca. 1155 Barbarossakopf |
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Dass dieser
mächtige Mann später Gelnhausen zu einem seiner Aufenthaltsorte bestimmte und
mit sehr vielen Privilegien versah, liegt sicher in den verwandtschaftlichen
Beziehungen zum Grafenhaus von Gelnhausen (ausgestorben etwa
1158), seiner persönlichen Bindung zum Ort und den
Menschen, und der strategisch und handelspolitisch äußerst günstigen Lage zur
Sicherung des Reichsgutes in Richtung Wetterau. Gelnhausen liegt am
Kreuzungspunkt verschiedener Handelswege, u.a. der Via Regia, außerdem war
die Kinzig bis Gelnhausen mit größeren Handelskähnen schiffbar. |
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1170 – hielt sich Friedrich I. in Gelnhausen auf. Der Kaiser erhob die
Siedlung, die eigentlich aus drei
Dörfern bestand, am 25. Juli 1170 zur Reichsstadt – also zu
einer Stadt, die keinem Reichsfürsten unterstellt ist, sondern nur direkt dem
Kaiser. Diese Reichsunmittelbarkeit bestand aus eigener Gerichtsbarkeit,
Zollfreiheit für die Kaufleute, Marktrecht, Stapelrecht, Häuser dürfen nur an
legitime Nachkommen vererbt werden, Verkauf von Häusern nur an Bürger der
Stadt, Ummauerung und Sicherung der Stadt usw. Die Pflichten einer
Reichsstadt bestand in Heerfolge und Zahlung der Steuern direkt an den
Kaiser. |
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Gleichzeitig mit
der Stadtgründung begann auch der Bau einer Kaiserpfalz auf der
Kinziginsel. Es sollte die schönste der Pfalzen von Friedrich I. werden! Die
Steinmetzarbeiten an Palas und Kapelle sind außergewöhnlich reichhaltig,
künstlerisch wertvoll und mit vielen Ornamenten versehen, wie man sie zu
dieser Zeit eigentlich nur an Kirchenbauten verwendet hat. Für Friedrich
sollte also gerade diese Pfalz, die zeitgleich mit den Pfalzen in Wimpfen,
Nürnberg und Heilbronn gebaut wurde, etwas ganz Besonderes werden. Heute ist
die verbliebene Ruine die noch am besten erhaltene Kaiserpfalz aus der Zeit
der Staufer und vermittelt noch einen kleinen Eindruck der ehemaligen Pracht. |
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Briefmarke BRD 1980 |
1180 fand ein bedeutender Reichstag in Gelnhausen statt. Reichstag
bedeutete, dass die Stadt für den Kaiser, die Reichsfürsten und alle
Begleiter Unterkunft und Verpflegung für Mensch und Tier bereitstellen
mussten. Da konnten schon mehrere Hundert Personen zusammenkommen, die
natürlich nur von einer reichen Stadt mit gutem Umfeld auch ausreichend
versorgt werden konnten. Beim Reichstag im
April 1180 wurde in Gelnhausen Heinrich dem Löwen der
Prozess gemacht. Heinrich, ein Vetter
von Friedrich, hatte vom Kaiser jahrelang für seine Unterstützung immer mehr
Privilegien verlangt und war so einer der mächtigsten Männer im Reich
geworden. Der Streit um die
Macht spitzte sich zu, als Heinrich dem Kaiser die Gefolgschaft gegen die
aufständigen oberitalienischen Städte verweigerte, weil ihm weiteren
Privilegien (er forderte u.a. die Silberstadt Goslar) nicht zugestanden wurden. |
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Im Januar 1180
wurde Heinrich auf dem Reichstag zu Würzburg mit der Reichsacht belegt und
bekam die Möglichkeit, die Gnade des Kaisers zu erbitten. Dies blieb aus und
so wurde auf dem Reichstag zu Gelnhausen beschlossen, Heinrich sämtliche
Besitztümer zu entziehen und neu zu verteilen. Die „Gelnhäuser
Urkunde“ vom April 1180 ist eines der wichtigsten Dokumente jener Zeit, weil
sie den Beginn der Entmachtung Heinrich des Löwen festlegt, die in der
dreijährigen Verbannung nach England 1182 endet. |
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1186 fand ein
weiterer Reichstag in Gelnhausen statt, der geschichtlich
seine Spuren hinterlassen hat. Kaiser Friedrich I. wollte auf diesem
Reichstag die Koalition zwischen dem Papst und dem Erzbischof von Köln
unterbinden. Aus diesem Grund waren zu diesem Reichstag besonders viele
kirchliche Vertreter anwesend. Friedrich appellierte an die Anwesenden, ihn zu
unterstützen, weil er sich vom neuen Papst Urban III. falsch verstanden und
behandelt fühlte. Seine Ausführungen scheinen die Anwesenden auch ein
weiteres Mal überzeugt zu haben! Ebenfalls auf
diesem Reichstag wurde das „Barbarossaprivileg“ oder „Gelnhauser Privileg“ (warum eigentlich nicht Gelnhäuser Privileg ???) beschlossen, mit dem die Stadt Bremen politisch anerkannt wird
und vom Kaiser der Schutz und die Rechte der Bürger garantiert wird. |
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Insgesamt sind 8 Aufenthalte
von Friedrich I. in Gelnhausen, zu dem er zeitlebens eine besondere
Verbindung hielt, nachweisbar. Gelnhausen wurde durch die Privilegien des
Kaisers zu einer der mächtigsten Städte des Reiches und war vom
Steueraufkommen bedeutender als Frankfurt. Die Blütezeit der
Stadt hielt aber nur ca. 150 Jahre an – danach begann der langsame Zerfall
und der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. „Ihrem Kaiser
Barbarossa“ ist die Stadt noch immer dankbar verbunden und nennt sich noch
heute „Barbarossastadt Gelnhausen“. |
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Quellennachweise: Georg Beck –
Friedrich I. Barbarossa zum 800. Todestag Helmut Hiller –
Friedrich Barbarossa und seine Zeit |
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Gudrun Kauck, 2008 |
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