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Ausflugtipps in unsere nähere Umgebung

 

Point Alpha

US-Beobachtungspunkt an der (ehemaligen) deutsch-deutschen Grenze

Fulda Gap

 

 

Wie schnell die Zeit doch vergangen ist – inzwischen sind es schon 20 Jahre seit der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze. Vieles hat sich seitdem verändert, aber ganz vergessen sollte man diesen Teil der deutschen Geschichte trotzdem nicht. Die „Zonengrenze“, wie die Grenze zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Volksmund hieß, war nicht weit von unserem Heimatort entfernt und die Nachbargemeinde Salmünster gehörte schon zum „Zonenrandgebiet“, d.h. man erhielt dort Steuererleichterungen und Wirtschaftförderung, um die Bewohner im Grenzland zu halten.

Wir vermieden eigentlich immer Fahrten in die Nähe der Zonengrenze, weil diese Grenze ein mulmiges Gefühl erzeugte. Es bestand Schussbefehl im Grenzgebiet und wer wusste schon so genau, wo diese innerdeutsche Grenze wirklich verlief. Noch heute kann man am „Grünen Band“, das durch Deutschland von Nord nach Süd verläuft, den Grenzverlauf gut erkennen. Aber nun ist dieses Gebiet ein Biosphärenreservat der UNO, weil sich hier seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten haben.

Zwanzig Jahre nach Öffnung der innerdeutschen Grenze gerät der Kalte Krieg immer mehr in Vergessenheit. Deshalb ist es gut, dass bei Rasdorf eine Museumsanlage entstanden ist, die diesen Teil der Geschichte aus der Sicht beider deutscher Staaten zeigt – man kann den amerikanischen Stützpunkt „Point Alpha“ besichtigen und ca. 600 m weiter des „Haus auf der Grenze“ mit den DDR-Relikten. Sehenswert ist die gesamte Anlage, auch wenn das mulmige Gefühl wieder da war.

 

 

 

Der schwarz-rot-goldene Grenzpfahl kennzeichnete den Grenzverlauf.

Die Metallplatte mit dem Symbol der DDR – Hammer und Zirkel -

 wurde zur Beute von Andenken-Sammlern.

 

 

In kyrillischen Buchstaben steht auf dieser Straßensperre „STOP“.

 

Der Grenzstreifen im Bereich von Point Alpha

 – links der US-Beobachtungsturm – rechts der Turm der DDR

 

Auf ca. 600 m Länge sind hier noch die originalen Grenzsicherungsanlagen der DDR erhalten

oder original wieder aufgebaut.

 

Stacheldraht war noch die humanste Art der Grenzsicherung – außerdem gab es Minenfelder, Selbstschussanlagen, Wachhunde und natürlich bewaffnete Grenzsoldaten auf DDR-Seite.

 

 

 

Solche Wachtürme standen entlang der Grenze in regelmäßigen Abständen.

Allerdings waren die Türme nicht sehr standfest und wurden deshalb wegen später

durch runde Türme ersetzt.

 

 

 

Stacheldraht, Drahtgitterzaun mit Stacheldrahtbewehrung, Minenfelder, Selbstschussanlagen und Hundelaufanlagen. Dies sind keine Relikte aus einem Spielfilm (wie man annehmen könnte),

sondern ein erhaltener Teil der ehemaligen Realität !!

 

 

 

Der Blick vom US-Beobachtungsturm über den Grenzstreifen, die Mauer zum gegenüberliegenden Wachturm der DDR-Grenzer. Rechts im Hintergrund das blaue Dach ist das „Haus auf der Grenze“, das mit einer Dauerausstellung Original-DDR-Relikte zeigt – LKWs, Geländewagen, Uniformen usw. – aber auch wie die Bevölkerung mit der Grenze leben musste – Zwangsenteignung, Umsiedlung usw., sowie Ton- und Bildmaterial aus der Zeit von 1945 bis 1989.

 

 

 

Dieses Foto zeigt den ehemaligen amerikanischen Stützpunkt „Point Alpha“. Während des Kalten Krieges  war dies der Beobachtungsposten der NATO. Hier vermutete man den ersten Vorstoß der Truppen des Warschauer Paktes nach Westen (Fulda Gap). An Point Alpha standen sich die Vorposten von NATO und Warschauer Pakt Auge in Auge gegenüber. Noch heute spürt man ein beklemmendes Gefühl, wenn man die Ausstellung besucht und die Geschichte wieder in Erinnerung gerufen wird.

>> Fulda Gap 

 

 

Bei uns kamen an diesem Eingang (und der ruppigen Art  der Dame an der Kasse) wieder die

Erinnerungen an die DDR-Grenzübergangsstellen auf – und fast so sieht es ja auch aus.

 

Amerikanische Panzer, Jeeps, LKWs und Hubschrauber aus der Zeit des Kalten Krieges.

Die Baracke im Hintergrund war früher Mannschaftsquartier – heute ist sie zum Museum umgebaut

 

So hat es noch in den 80er-Jahren hier ausgesehen – US-Soldaten an der deutsch-deutschen Grenze.

Im Hintergrund der Grenzstreifen mit Stacheldraht und Wachturm.

 

Am „Haus auf der Grenze“ hat man ein Stück der Original-Berliner-Mauer aufgestellt.

 

 

Wie kam es überhaupt zu dieser innerdeutschen Grenze? – warum gab es die Mauer?

 

Da dieses Thema im Geschichtsunterricht an den Schulen nur selten durchgenommen wird, wissen immer weniger Deutsche, warum es überhaupt eine Grenze innerhalb Deutschlands gegeben hat. Ich möchte versuchen, die Frage möglichst verständlich und kurz zu erklären:

 

Nach Kriegsende 1945 wurde Deutschland unter den vier alliierten Siegermächten (USA, England, Frankreich, Sowjetunion) in Verwaltungsgebiete (Sektoren) aufgeteilt. Berlin, als ehemalige deutsche Hauptstadt, erhält einen Sonderstatus und wird, obwohl mitten im sowjetischen Sektor gelegen, ebenfalls unter den vier Siegern aufgeteilt. Der Grenzverlauf zwischen den drei westlichen Besatzungszonen und der sowjetischen Besatzungszone wurde zur Zonengrenze und 1949 zur Grenze zwischen den beiden Staaten Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die DDR bezeichnete die Grenze als Staatsgrenze, während in der BRD immer von Demarkationslinie, aber nicht von einer Staatsgrenze gesprochen wird.

Die Politik der westlichen Siegermächte ist, dass sie die Verantwortung nach und nach wieder an Deutsche zurückgeben. Schon bald gibt es die Währungsreform und das Grundgesetz, das den Westdeutschen demokratische Rechte gibt, wie noch nie zuvor in der Geschichte. Die Wirtschaft boomt dank des Marshall-Plans schnell und die Wirtschaftswunderzeit beginnt.

Anders im Osten Deutschlands. Es mussten riesige Summen an Reparationskosten an die Sowjetunion gezahlt werden. Der einzelne Bürger der DDR erhält immer weniger Rechte. Industrie und Landwirtschaft werden verstaatlicht – dafür müssen aber Einzelne enteignet werden. Zwar hat jeder Bewohner der DDR einen Arbeitsplatz, aber insgesamt wächst alles viel langsamer und der einzelne Bürger hat keinen Einfluss mehr darauf. Das führt zu Unzufriedenheit. Viele DDR-Bewohner verlassen das Land und ziehen in den Westen.

Um eine Entsiedlung des Landes zu verhindern, beginnt man ab 1952 den Grenzverlauf immer mehr abzuriegeln. Der Grenzübertritt in beide Richtungen immer schwieriger. Auf DDR-Seite beginnt man, das Grenzgebiet zu entsiedeln und den Zugang zu den Ortschaften an der Grenze immer schwieriger zu gestalten – man muss Passierscheine  beantragen. Trotz oder gerade wegen dieser Maßnahmen verlassen immer mehr Einwohner die DDR. Zuletzt sind es über 100.000 jährlich, die alles hinter sich lassen und im Westen neu anfangen wollen.

Am 13. August 1961 wurde mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen, bereits am 26. August 1961 ist kein Übergang in den sowjetischen Sektor Berlins mehr möglich. Das Verlassen des Staatsgebiets der DDR wird verboten und mit einer Zuchthausstrafe von drei Jahren bestraft.

Zeitgleich mit dem Bau in der Mauer in Berlin werden auch die Grenzanlagen entlang der innerdeutschen Grenze nochmals verstärkt und mit menschenverachtenden Minenfeldern, Selbstschussanlagen und Starkstromzäunen versehen. Bei Fluchtversuchen über die Grenzanlagen verlieren fast tausend Menschen  ihr Leben.

Erst nach vielen Protesten der Bevölkerung – Montagsdemonstrationen, Massenfluchten über Ungarn usw. – kommt es 1989 zur Öffnung der Mauer. Der 09. November 1989 sollte uns noch lange in guter Erinnerung bleiben, ebenso wie der 03. Oktober 1990, der Tag der Wiedervereinigung Deutschlands.

 

 

Fulda Gap:

 

Fulda Gap stand als Synonym für den Dritten Weltkrieg und es bezeichnete die Stelle, an der die Grenze der DDR am weitesten in das Gebiet der Bundesrepublik hineinragte. Hier befand sich deshalb auch der amerikanische Beobachtungsposten Point Alpha. Da man von hier aus weit nach Osten sehen konnte, hätte man Truppenbewegungen früh erkennen können. Es wäre dies das wahrscheinlichste Gebiet eines Vorstoßes der Warschauer Pakt-Truppen gewesen, da südlich und nördlich des Gebietes um Fulda die Mittelgebirge Thüringer Wald und Rhön einen Panzervorstoß behindert hätten. Im  „Fulda Gap“ (Fulda-Lücke oder Fulda-Senke) hätte also wahrscheinlich das erste Zusammentreffen der Truppen stattgefunden – entsprechend abgesichert wurde dieses Gebiet von der NATO. Die in den 70er und 80er-Jahren von Frankfurt in Richtung Fulda errichtete A66 wurde z.B. im Bereich Wächtersbach mit Sprengkammern versehen – man hätte also die Autobahn gesprengt, um einen schnellen Vorstoß zu verhindern. In Fulda sollen „taktische“ Atomwaffen stationiert gewesen sein (was auch immer das für uns bedeutet hätte) und überall in der Umgebung gab es Versorgungslager und Munitionsdepots der amerikanischen Streitkräfte.

Für uns – als Bewohner dieses Gebietes – ein sehr mulmiges Gefühl. Die Entfernung von Wächtersbach bis zum Point Alpha beträgt schließlich nur ca. 69 Kilometer. Noch mulmiger wurde das Gefühl, als 1977 ein amerikanisches Brettspiel mit dem Namen „Fulda Gap“ auf den Markt kam, das einen Krieg in unserer Heimat simulierte. Das Spiel muss so real gestaltet sein, dass sogar den amerikanischen Soldaten nahegelegt wurde, sich mit diesem Spiel zu befassen, um die Situation vor Ort besser zu verstehen.

 

 

Gudrun Kauck, September 2009

 

Anfahrt nach Rasdorf:

A 7 – Abfahrt Hünfeld / Schlitz, dann weiter auf der B84 nach Rasdorf

oder

A 4 – Abfahrt Bad Hersfeld – dann B27 Richtung Fulda bis Hauneck, dann weiter über Eiterfeld nach Rasdorf

ab Rasdorf der Beschilderung „Point Alpha“ folgen

Parkplätze sind ausreichend vorhanden

 

 

Empfehlenswerte Links:

- Gedenkstätte „Point Alpha“ - http://www.pointalpha.com

- Point Alpha bei Geisa - http://www.rhoenline.de/point_alpha.html

- Grünes Band Deutschland - http://www.wikipedia.org